2015-08-07 10:00:00

EU: 224.000 Bootsflüchtlinge seit Januar


224.000 Bootsflüchtlinge sind zwischen Januar und Ende Juli über das Mittelmeer nach Europa gelangt. Das sagte das UNO-Flüchtlingshilfwerk (UNHCR) am Dienstag in Genf. Italien erreichten danach 98.000 Flüchtlinge, nach Griechenland hingegen kamen deutlich mehr, nämlich 124.000 Flüchtlinge. Im gleichen Zeitraum haben nach UNO-Angaben mehr als 2.100 Menschen bei der Überfahrt das Leben verloren.

Die neuen Zahlen berücksichtigen noch nicht das jüngste Flüchtlingsdrama vom Mittwoch vor der libyschen Küste. Von einem gekenterten Flüchtlingsboot konnten 373 Menschen gerettet werden; wieviele hingegen ums Leben kamen, ist noch unklar.

Die NGO „Save the Children“ macht darauf aufmerksam, dass immer mehr Kinder oder Jugendliche ohne Begleitung von Erwachsenen ihr Heil in der Überfahrt nach Europa suchen. Allein in Italien seien seit Januar mehr als 8.600 Kinder oder Jugendliche per Boot aus Ländern wie Eritrea, Gambia, Nigeria, Somalia oder Ägypten eingetroffen; 5.800 von ihnen seien unbegleitet gewesen. Die meisten dieser jungen Flüchtlinge versuchten, ihre Eltern oder nahe Angehörige in anderen europäischen Staaten zu erreichen. Doch riskierten sie, in die Hände von Menschenhändlern zu geraten.

Der Jesuitenflüchtlingsdienst (JRS) ruft die Europäische Union dazu auf, ihre Asylpolitik endlich zu ändern. „Ich hoffe, dass wir uns immer wieder darüber empören, dass an den Toren Europas wegen der Politik Europas Menschen sterben müssen“, sagte der Migrationsexperte des JRS, Stefan Keßler, am Donnerstag auf domradio.de. „Und ich hoffe, dass der Protest irgendwann tatsächlich auch zu dem Ergebnis führt, dass wir eine vernünftige, menschenwürdige Flüchtlingspolitik betreiben.“

Wörtlich sagte Keßler: „Es scheitert am Egoismus der Regierungen der Nationalstaaten, die mit Blick auf populistische Gruppen in ihren jeweiligen Ländern sich davor scheuen, vernünftige Verpflichtungen einzugehen, die vielleicht auch dazu führen könnten, dass wirklich ein paar Leute mehr kommen.“ Dies könnte aber auch umgekehrt dazu führen, dass sich die Menschen in völlig unsichere Boote begeben müssten und ihr Leben gefährdeten,
kritisierte der Jesuit.

(afp/adnkronos/rv/kna 06.08.2015 sk)








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