2015-08-06 14:29:00

Heiliges Jahr: Vatikan-Museen „beunruhigt“ wegen Stadt Rom


Mit Sorge reagiert der Direktor der Vatikanischen Museen, Antonio Paolucci, auf die offenbar nur schleppend anlaufenden Vorbereitungen der römischen Stadtverwaltung zum bevorstehenden „Heiligen Jahr“ 2016. „Wir haben den Eindruck, dass bisher ziemlich wenig gemacht worden ist, um die Stadt für dieses wichtige Ereignis vorzubereiten. Das beunruhigt uns alle derzeit“, sagte der Museumsdirektor in einem Interview mit der „Wiener Zeitung“ (Mittwochsausgabe). „Riesige“ Probleme ortet Paolucci etwa beim öffentlichen Verkehr. „Die U-Bahn von Rom ist eine der desaströsesten von ganz Europa“, kritisierte er.

Die Vatikanischen Museen sind mit mehr als sechs Millionen Besuchern pro Jahr eine der größten Attraktionen für Rom-Pilger und Touristen. Platz für zusätzliche Besucher während des „Heiligen Jahres“ sieht Paolucci nicht. Man arbeite schon jetzt praktisch ausschließlich mit Online-Reservierungen. „Wenn die Höchstzahl erreicht ist, wird es ein ,Ausverkauft´ geben.“ Die große Zahl der Besucher zeige auch den „enormen“ symbolischen Wert der Vatikan-Museen. „Hier im Schatten der Kuppel von Sankt Peter ist unser aller Geschichte gesammelt, die Geschichte aller Christen der Welt.“

Die Kirche von Rom habe in ihrer Geschichte immer sehr viel in die Kunst investiert, erinnerte Paolucci in dem Interview. „Sie betrachtete den Künstler als den einzig möglichen Vergleich mit Gott dem Schöpfer - der Künstler, der aus dem Nichts die Schönheit erschafft“, erklärte er die enge Beziehung der Kirche zur Kunst. Die Vatikanischen Museen seien in diesem Sinn eine „Anthologie des Interesses der Kirche am Schöpferischen im Menschen“.

„Keine ästhetische Doktrin“

Die Kirche habe in ihrer Geschichte die Freiheit der Künstler zugelassen, betonte Paolucci mit Blick auf die Vielfalt der Kunstwerke. „Wer heute die Vatikanischen Museen betritt, findet kein Konfessions-Museum vor, er findet die Kunst der Welt, die hier drinnen erzählt wird, mit extremer Freiheit, das ist eines der Dinge, die die Museen des Papstes so faszinierend machen.“ Anders als die faschistischen oder kommunistischen Regime des 20. Jahrhunderts habe die Kirche „nie eine ästhetische Doktrin erlassen“, so der Museumsdirektor. „Die Kirche hat zugelassen, dass die Künstler wirklich ihr Talent entfaltet haben. Wenn das nicht so gewesen wäre, hätten wir heute keinen Caravaggio und keinen Guido Reni, keinen Rubens.“

Wegen der gezeigten Vielfalt seien die Vatikanischen Museen „exemplarisch und unverzichtbar“, so Paolucci weiter. So unterschiedliche Künstler wie Raffael - für den Direktor „der größte Künstler aller Zeiten“ - oder Michelangelo trennten an diesem Ort nur wenige Meter.

Kunstförderung wichtig

Die großen Museen der Welt seien geschaffen worden, „um die Menschen zu zivilisieren, um sie bewusster zu machen, stolz auf ihre Geschichte“ und in diesem Sinn „nicht nur ein ökonomischer Vorteil, sondern eine Investition in ethischer und spiritueller Hinsicht“. Die Förderung Michelangelos etwa habe sich für die Kirche langfristig aber auch wirtschaftlich ausgezahlt. 3.000 Golddukaten erhielt dieser für die weltberühmte Sixtinische Kapelle, nach heutigem Wert ungefähr eine Million Euro. Paloucci: „Das ist gar nichts, wenn man bedenkt, dass jeder einzelne dieser Golddukaten seinen Wert auf eine Million erhöht hat, denkt man an all die Leute, die hierherkommen.“

(kap 06.08.2015 mg)








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