2015-08-05 11:48:00

Papst: „Wiederverheiratete nicht wie Exkommunizierte behandeln“


Es ist eine dornige Frage, die auch im synodalen Prozess zur Ehe- und Familienpastoral eine wichtige Rolle spielt: Wie sollte die katholische Kirche umgehen mit Menschen, die „nach dem unwiderruflichen Scheitern ihrer Ehe eine neue Bindung eingehen“? Papst Franziskus hat diese Frage am Mittwoch bei seiner Generalaudienz gestellt; es war die erste Generalaudienz nach seiner Sommerpause und übrigens die hundertste dieses Papstes. „Die Kirche weiß gut, dass eine solche Situation dem christlichen Sakrament widerspricht“, so Franziskus mit Blick auf die Geschiedenen, die wieder heiraten. „Aber der Blick der Kirche wird immer von einem mütterlichen Herzen bewegt; einem Herzen, das immer das Wohl und Heil der Menschen sucht. Genau deshalb bemüht sie sich darum, die Situationen gut zu unterscheiden.“

Franziskus verwies darauf, dass schon der hl. Johannes Paul II. in seinem Schreiben ‚Familiaris Consortio’ wichtige Unterscheidungen treffe – etwa „zwischen dem, der eine Trennung erlitten, und demjenigen, der sie ausgelöst hat“. Man müsse mal aus dem Blickwinkel kleiner Kinder auf solche Gemengelagen schauen: „Dann sehen wir noch stärker die Notwendigkeit, dass unsere Gemeinschaften Menschen, die in solcher Lage leben, wirklich bei sich aufnehmen. Darum ist es wichtig, dass der Stil der Gemeinschaft, ihre Sprechweise, ihre Einstellungen immer aufmerksam auf die Menschen sind, vor allem auf die Kleinen. Sie sind es, die in diesen Situationen am meisten leiden. Wie können wir denn diesen Eltern empfehlen, alles zu tun, um ihre Kinder im christlichen Glauben zu erziehen, indem sie ihnen das Beispiel eines überzeugten und praktizierten Glaubens geben, wenn wir sie vom Leben unserer Gemeinschaft auf Distanz halten, als ob sie exkommuniziert wären? Wir müssen so handeln, dass wir nicht weitere Lasten hinzufügen zu denen, die Kinder in solchen Situationen ohnehin schon auf den Schultern haben!“

Die Kirche sei im Hinblick auf wiederverheiratete Geschiedene „in diesen Jahrzehnten weder unsensibel noch faul“ gewesen, versicherte der Papst, um dann zu einer kleinen tour d’horizon durch lehramtliche Aussagen in diesem Bereich auszuholen. Unter seinen unmittelbaren Vorgängern im Papstamt sei „das Bewußtsein sehr gewachsen, dass es für Getaufte, die nach dem Scheitern der sakramentalen Ehe ein neues Zusammenleben eingehen, eine geschwisterliche und aufmerksame Aufnahme braucht“. „Diese Menschen sind ja keineswegs exkommuniziert – sie sind nicht exkommuniziert! Und darum darf man sie auch absolut nicht als Exkommunizierte behandeln – sie gehören weiterhin zur Kirche. Papst Benedikt XVI. ist auf diese Frage eingegangen und hat aufmerksames Unterscheiden und weises pastorales Begleiten angeraten, im Wissen darum, dass es keine einfachen Rezepte gibt.“ Damit bezog sich der Papst auf eine Äußerung des emeritierten Papstes beim Welttreffen der Familien in Mailand im Juni 2012.

Pfarreien und kirchliche Gemeinschaften sollten wiederverheiratete Geschiedene „aufnehmen und ermutigen, damit diese ihre Zugehörigkeit zu Christus und zur Kirche immer mehr leben und weiterentwickeln, im Gebet, beim Hören des Wortes Gottes, bei der Teilnahme an der Liturgie, bei der christlichen Erziehung der Kinder, mit Nächstenliebe und Dienst an den Armen, mit dem Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden“. Christus sei der Gute Hirte, der sein Leben für die Schafe gebe: Diese Haltung sei das „Modell“ für die Kirche. „Die Kirche ist aufgerufen, immer das offene Haus des Vaters zu sein: Also keine geschlossenen Türen! Keine geschlossenen Türen! Alle können auf die eine oder andere Weise am kirchlichen Leben teilnehmen, alle können zur Gemeinschaft gehören. Die Kirche ist das Vaterhaus, wo Platz für jeden einzelnen mit seinem mühsamen Leben ist.“

Franziskus schlug vor, christliche Familien könnten sich doch stärker um „verletzte Familien“ kümmern und sie „im Leben des Glaubens der Gemeinschaft begleiten“. „Jeder tue das Seine, um die Haltung des Guten Hirten anzunehmen, der jedes seiner Schafe kennt und keines von seiner unbegrenzten Liebe ausschließt!“

 

(rv 05.08.2015 sk)








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