2015-08-03 14:46:00

UN-Agenda gegen Armut: Wichtiges Signal für alle Staaten


Bald soll sie Vergangenheit sein: die Armut. Die Vereinten Nationen haben jetzt einen Aktionsplan auf den Weg gebracht. Das ehrgeizige Ziel: Bis 2030 sollen keine Menschen mehr unter Armut oder Hunger leiden. Und sie sollen ungehinderten Zugang zur öffentlichen Gesundheitsversorgung sowie Bildung haben. Die Verfasser der Erklärung, die im September formal von der UNO verabschiedet werden soll, sprechen von einem historischen Schritt. Das sei zunächst viel Rhetorik, sagt der Generalsekretär des Deutschen Caritasverbandes, Georg Cremer.

„Ob diese Erklärung historisch sein wird, wird sich nicht daran entscheiden, welche großen Ziele in dem Dokument stehen, sondern ob sich möglichst viele Länder auf den Weg machen, Schritte in der tagtäglichen Politik zur Realisierung zu gehen.“

Derzeit haben mehr als eine Milliarde Menschen weniger als 1,25 Dollar täglich zur Verfügung. Sie zählen damit als arm. Frage an Caritas-Generalsekretär Cremer: Ist nicht schon alleine diese Definition von Armut ein Skandal?

„Wir haben Länder wie Mali beispielsweise, wo mehr als die Hälfte der Bevölkerung unter diesem Niveau liegt. Also als weltweites Maß hat das seinen Sinn. Aber natürlich müssen wir jetzt auch ehrgeizigere Ziele setzen. Es braucht Ziele, die dem Entwicklungsstand der Länder angemessen sind. Und wenn die Politik sich an diesen Zielen orientiert, dann kann das durchaus dazu beitragen, die Lebenssituation armer Menschen zu verbessern.“

Insgesamt, so Cremer, habe man in der Armutsbekämpfung in den vergangenen Jahren Fortschritte gemacht:

„Die extreme Armut ist zurückgegangen in den Ländern, die sich entwickeln konnten. Aber sie ist auf ihrem hohen und erschreckenden Niveau überall dort geblieben, wo es Kriege, wo es Rechtsunsicherheit gibt, diktatorische Regime, die Entwicklung verhindern. Und das kann natürlich eine UN-Zielerklärung nicht aus der Welt schaffen. Und diese Erklärung wird auch verabschiedet werden von Regierungen, die die Entwicklungen ihrer Völker behindert.“

Die Industrieländen seien grundsätzlich und durch die neue Agenda auch ganz konkret aufgefordert, die Entwicklungsarbeit in den armen Staaten mitzufinanzieren.

„Und die Industrieländern sind natürlich selbst auch gefordert, weil es Armut in den Industrieländern selbst gibt, aber natürlich in einer ganz anderen Art. Auch in den Industrieländern gibt es Ausschluss von Teilhabe. Und ein wesentlicher Punkt ist dabei, Langzeitarbeitslosigkeit oder die Blockade angemessener Bildung. Dort sind die Industrieländer gefordert.“

2030 soll Armut etwas sein, was es in Realität nicht mehr gibt. Welche Prognose hat Caritas-Generalsekretär Cremer?

„In 14 Jahren wird die Welt nicht so ideal sein, wie sie laut diesem Papier sein sollte. Ich wäre sehr zufrieden, wenn wir in mehr Ländern dieser Welt 2030 gefestigte Demokratie haben, bei denen die Bevölkerungen zu Wort kommen, bei denen Rechtssicherheit gegeben ist und damit Entwicklung ermöglicht wird, damit sich die Lebensverhältnissee der Bevölkerung schrittweise verbessern.“

(rv 03.08.2015 mch)








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