2015-07-18 14:48:00

Dialog mit Pfingstkirchen geht voran


Pfingstkirchen sind schon lange nicht mehr eine exotische Randerscheinung. Im Gegenteil, mit rund einer halbe Milliarde Mitgliedern tragen sie wesentlich zum Wachstum des Christentums in der Welt bei. Umso wichtiger ist es für die katholische Kirche, mit den Pfingstkirchen im Dialog zu sein. Papst Franziskus macht es vor. Und auch die Kommission des internationalen Dialogs von Pfingstkirchen und Katholiken setzt sich ein für gegenseitiges Verständnis. Am Freitag endete in Rom das bereits fünfte Treffen.

Ziel der Gesprächsrunde ist es, Respekt und Verständnis beider Kirchen füreinander zu fördern. Eine Woche lang sprachen katholische und pfingstkirchliche Vertreter über verschiedene Charismen wie Heilung und Prophezeiung und die Offenbarung des Heiligen Geistes. Geleitet wurde sie vom US-amerikanischen Bischof Michael Francis Burbidge und von Cecil Robeck von der Pfingstkirche „Versammlung Gottes“. Dabei kam es zu vertieften Diskussionen über die Auslegung einzelner Begriffe, bei der man nicht immer einer Meinung war, sagt Robeck:

„In dieser Sitzung gab es wohl die größten Meinungsverschiedenheiten beim Begriff der Offenbarung, was er bedeutet und wie er mit dem zusammenhängt, was Paulus im Ersten Brief an die Korinther mit der Offenbarung des Geistes meint. In Pfingstkirchen-Kreisen benutzen wir diesen Begriff nicht oft, wir sprechen eher vom Finden des Willen Gottes. Wenn man sich unser Verständnis aber genau ansieht, meint es exakt das Gleiche, was Katholiken mit Offenbarung meinen. Ich denke deshalb, dass wir hier eine große Übereinstimmung haben, die uns vorher noch nicht bewusst war.“

Für das gemeinsame Abschlussdokument für 2016, das keineswegs einen Abschluss des Dialogs bedeuten soll, war es deshalb wichtig, die Worte genau zu wählen, erklärt Bischof Burbidge aus den USA. Burbidge: „Es ist ein großer Segen des ökumenischen Dialogs, wenn wir feststellen, dass wir viele Dinge gleich sehen. Wenn die andere Gruppe erst einmal ihr Verständnis bestimmter Worte anfängt zu erklären, können wir sagen: Ja, das denken wir auch so! Mit den Worten gehen wir in unserem Bericht sehr vorsichtig um, weil sie für Katholiken, Pfingstkirchen und darüber hinaus gelten. Wir möchten da Klarheit schaffen. Das war die wohl schwierigste Aufgabe in dieser Sitzung.“

Die „Assemblies of God Fellowship“, die Cecil Robeck bei der Gesprächsrunde vertrat, ist keine kleine Hausnummer: Weltweit zählt sie 67 Millionen Mitglieder. Hinzu kommen freikirchliche Organisationen wie die „International Church of Foursquare Gospel“, „Open Bible Churches“, eine niederländische Pfingstbewegung sowie die „Apostolische Glaubensmission“ in Südafrika. Es gibt zahlreiche Gruppen, die in der Versammlung offiziell vertreten sind. All diese Gruppen sind wiederum Mitglied in der Weltgemeinschaft der Pfingstkirchen. Die steht für 350 bis 400 Millionen Menschen. Nochmals Robeck:

„Die Kirchen, die Mitglied der Weltgemeinschaft der Pfingstkirchen sind, zeigen ein erhebliches Engagement. Ich denke, wir werden nur mit der Zeit wachsen. Aber zum ersten Mal können wir in unseren Pressemitteilungen von einer Weltgemeinschaft der Pfingstkirchen sprechen. Das konnten wir vorher nicht. Das zeigt auch einen wachsenden Einsatz im ökumenischen Gespräch. Ich weiß, dass in unseren Reihen ein riesiges Interesse daran da ist.“

Die große Vielfalt an Kirchen macht einen Dialog mit der Pfingstkirche nicht einfach. Doch Cecil Robeck zeigt sich zuversichtlich:

„Nicht immer stimmen wir Pfingstkirchen mit jedem Wort überein. Aber wir sprechen mit einer einzigen Stimme. Insbesondere wenn es um den Umgang mit Charismen geht, sind wir uns ziemlich einig. Bemerkenswert, wenn auch nicht überraschend, finde ich die Tatsache, dass auch die katholische Kirche und die Pfingstkirchen sich in den Punkten Charisma und Heiliger Geist näher sind als andere Kirchen.“

Das große Interesse an einem Dialog wird nicht zuletzt von Papst Franziskus erwidert. Als erster Papst hat er im Sommer 2014 eine Pfingstgemeinde besucht, im süditalienischen Caserta, und dabei evangelikale Christen und Pfingstkirchen um Vergebung für Übergriffe und Verunglimpfungen durch Katholiken gebeten. Die Pfingstkirchen wiederum setzen große Hoffnungen in diesen Papst. Dazu sagt Robeck:

„Als es zum Konklave kam und die Rede von einem lateinamerikanischen Papst die Rede war, wurde ich ziemlich nervös. Ich hoffte am meisten auf Jorge Bergoglio. Wenn es einen lateinamerikanischen Papst geben sollte, dann ihn. Weil ich glaube, dass er uns versteht auf eine Weise, wie es bisher kein Papst getan hat. Das ist extrem hilfreich für die pastorale Ebene, es hilft, Brücken zu bauen in Lateinamerika. Und ich glaube, dass sein Besuch nur gut war für alle Kirchen Lateinamerikas.“

(rv 18.07.2015 cz)








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