2015-07-15 12:40:00

Nach Iran-Atomabkommen: Vatikan hofft auf „gute Früchte“


Das internationale Atomabkommen mit Iran vom Dienstag gilt als historisch. Doch nun sollen auch andere Bereiche für und vor allem im Iran ausgeweitet werden. Das hofft der Vatikanvertreter bei der UNO in Genf, Erzbischof Silvano Maria Tomasi. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt der Diplomat, dass das vollzogene Abkommen eine Grundlage für weitere Dialogfelder mit dem Iran bilden könnte.

„Wir dürfen nicht vergessen, dass es derzeit viele Konfliktherde auf der Welt gibt, deshalb können wir nach diesem erfolgreichen Abkommen mit Zuversicht auf die Diplomatie hoffen, die nun bewiesen hat, dass man mit Ruhe und Geduld sehr weit kommen kann“, so Tomasi. Es habe sich gezeigt, dass der Dialog die Gewalt besiegt. Der Iran sei auch ein wichtiger Gesprächspartner für die Überwindung vieler Krisen im Nahen Osten, fügt der Vatikan-Diplomat an.

„Es gibt die Hoffnung, dass wir nun vielleicht auch die Gewaltspirale in Syrien beenden können. Der Iran ist Teil des Dialogs und der Verhandlungen für den ganzen Nahen Osten und kann meiner Meinung nach zum Frieden oder zumindest zur sofortigen Waffenruhe beitragen. Das gilt insbesondere für Syrien.“ Auch könne das Miteinbeziehen des Irans beim Kampf gegen den „Islamischen Staat“ (IS) weiterhelfen. Um gegen den Terror des IS vorzugehen, sei es wichtig, „gemeinsam, koordiniert und gezielt“ zu agieren, fügt Tomasi an.

„Wir dürfen aber nicht übersehen, dass es einen Konkurrenzstreit im Nahen Osten gibt und zwar vor allem zwischen Schiiten und Sunniten, aber auch zwischen den lokalen Großmächten. Diese Konkurrenz wird sicherlich auch künftig weiter bestehen bleiben, aber wichtig ist, dass es sich nicht zu einem offenen und vor allem gewalttätigen Konflikt ausartet. Das würde nur zu Zerstörung und vielen Toten führen.“

Erzbischof Tomasi nennt sie nicht namentlich, aber damit sind wohl Saudi-Arabien und der Iran gemeint. Diese und auch andere Staaten im Nahen Osten hätten eigene politische und wirtschaftliche Interessen.

„Aber uns, als Heiliger Stuhl geht es darum, dass nach dem Atomabkommen der gute Wille die Oberhand gewinnt und noch weitere gute Früchte bringt“, so Tomasi. Dennoch bleibt er realistisch: „Mir scheint der eingeschlagene Weg richtig zu sein, aber wir dürfen nicht übersehen, dass es noch Hürden gibt. Ich denke beispielsweise an den US-Kongress, der über das Atomabkommen abstimmen wird. Dennoch...Es ist die Zeit gekommen, dass der ganze Nahe Osten wieder Hoffnung auf Frieden haben kann.“

Was steht aber konkret in dem Abkommen mit dem Iran? Das fragten wir Oliver Meier, dem Stellvertretenden Leiter der Forschungsgruppe „Sicherheitspolitik“ an der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin:

„Das Besondere am Inhalt des Abkommens ist, dass es zum ersten Mal gelungen ist, ein umfassendes Abkommen zu vereinbaren, das einen Staat, der internationale Regeln über die Nichtverbreitung von Atomwaffen verletzt hat, zurückbringt in die internationale Gemeinschaft. Das zumindest wäre das Ergebnis, wenn dieses Abkommen so wie es jetzt geschrieben worden ist, umgesetzt wird. Das haben wir bisher nie geschafft, dass ein Staat, der dabei erwischt wird, wie er den Nichtverbreitungsvertrag verletzt, dann über ein solches Abkommen zurückgeführt wird.“

Doch auch aus politischer Sicht sei das Abkommen als „historisch“ zu bezeichnen, so Meier von der Stiftung für Wissenschaft und Politik.

„Denn hier haben sich die USA und der Iran aufeinander zu bewegt, zwei Staaten, die seit der Teheran’schen Revolution in Feindschaft miteinander leben. Es würde natürlich den Weg ebnen zu einer Verbesserung der Beziehungen mit den USA insgesamt und damit natürlich auch neue Möglichkeiten der Bearbeitung von Konflikten in der Region.“

Dass es soweit kommen konnte – wenn auch nach jahrelangen Debatten – habe mit vielen Faktoren zu tun, fügt Meier an.

„Erst einmal mussten auch innenpolitische Voraussetzungen gegeben sein, um ein solches Abkommen abzuschließen. Das war vor allen Dingen in den USA und im Iran notwendig. Beide Regierungen mussten das Risiko eingehen, ein solches Abkommen auszuhandeln. In beiden Ländern gibt es (bis heute noch) erheblichen Widerstand, dass man aufeinander zugeht.“

(rv 15.07.2015 mg)








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