2015-07-14 14:13:00

Was bleibt von der Lateinamerikareise? Gott macht Großes aus dem Unscheinbaren


Die Lateinamerika-Reise von Papst Franziskus wird viel bewirken und neue Impulse geben. Davon ist Reiner Wilhelm überzeugt. Er arbeitet seit 17 Jahren bei Adveniat, dem Lateinamerika-Hilfswerk der Deutschen Kirche. So sei auch nach 1988, als Johannes Paul II. Paraguay besuchte, viel geschehen in dem Land und jener –mittlerweile heiliggesprochener – Papst habe viel zur Beendigung der Militärdiktatur beigetragen. Ähnlich könnte auch die Visite von Franziskus bewegen, so Wilhelm im Gespräch mit Radio Vatikan.

„Ich möchte es auf den Punkt bringen: Gott macht Großes aus dem Unscheinbaren. Papst Franziskus ist an den Rand des Kontinents gegangen und bei den Menschen gewesen, die in der Regel niemand sieht und auf die niemand schaut. Er ist also zu den Armen gegangen. Er hat auch immer wieder gemahnt, dass die Kirche bei den Menschen am Rande steht. Was wird da bleiben? Ich gehe davon aus, dass die Beziehungen zwischen Kirche und Staat – die vor allem in Bolivien und Ecuador angespannt war – sich verbessern wird. Vor allem in Bolivien hat er gezeigt, dass Kirche nicht etwas Koloniales und Antiquiertes ist, sondern dass die Kirche lebendig ist und mit den Armen steht und für sie eine Stimme hat.“

Die Reise sei in vielerlei Hinsicht beeindruckend gewesen, so Wilhelm von Adveniat. Der Papst habe vor allem eine Hinwendung zu den Schwächsten jener Gesellschaft gezeigt.

„Was für mich wichtig war: man hatte den Eindruck, dass die Regierungschefs vor allem in Ecuador und Bolivien versuchten den Papst für sich einzunehmen, aber das lies er nicht mit sich machen. Er hat es ausgehalten, auch als irgendwelche sozialistische oder konterrevolutionäre Reden gehalten wurden. Der Papst sagte wohl zu sich: ich gehe nicht weg, sondern setze die Botschaft des Evangeliums dagegen.“

In Ecuador – der ersten Etappe der Drei-Länder-Reise – hatte der Papst die autoritären Tendenzen in lateinamerikanischen Regierungen kritisiert. Es sei in der Tat schwierig, zu Ecuadors Präsidenten Rafael Correa durchzudringen.

„Aber es ging ja nicht darum, Correa zu kritisieren, sondern es ging sicherlich darum, auch zu zeigen, dass die Kirche eine andere Meinung hat und dass die Kirche mit einer pluralen Gesellschaft gut zu recht kommt.“ Vielmehr wollte der Papst aufzeigen, dass Correa eine Politik verfolgen sollte, der die Menschen stärker miteinbezieht. Auch die Bewahrung der Schöpfung war ein Anliegen des Papstes und da habe Franziskus Klartext gesprochen, so Wilhelm. In Bolivien habe der Papst mit dem Treffen mit den Volksbewegungen, ihre Bedeutung hervorgehoben. „Die Volksbewegungen sind das mahnende Gewissen des Kontinents und aus ihnen sind auch die Regierungen wie z.B. jene von Correa oder die von Morales in Bolivien hervorgegangen. Ihre Kernbotschaft lautet, aus dieser Welt eine weiterhin lebenswerte und lebensfähige Erde zu bewahren.“ Die Reise nach Paraguay – aber auch nach Ecuador und Bolivien – haben die Rolle der Indigenen hervorgehoben: „Das ist etwas, was wir von den Indigenen lernen können, nämlich die Harmonie mit der Umwelt zu leben und da eine alternative Gesellschaftsstruktur aufzubauen, ist eine Herausforderung, die u.a. auch die Volksbewegungen aufgegriffen haben.“

(rv 14.07.2015 mg)








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