2015-07-10 14:03:00

Paraguay: „Wunder geschehen bereits“ - Armenviertel erwartet Papst Franziskus


Papst Franziskus besucht am Sonntagmorgen Ortszeit das Armenviertel Bañado Norte in Asunción in Paraguay. Erst Mitte Juni stand das Viertel wieder einmal unter Wasser, als der angrenzende Rio Paraguay über die Ufer trat. Für die Opfer, von denen 400 weiter in Notquartieren hausen, sammelt die Hauptstadt Paraguays derzeit Kleidung und haltbare Lebensmittel. Kathpress-Korrespondent Johannes Pernsteiner hat den Slum vor dem Papstbesuch besichtigt.

Niemand lebt freiwillig in Bañado Norte. Hochwasser sind häufig: 2014 waren 160.000 Fluss-Anrainer betroffen; 5.000 Hütten wurden komplett zerstört. Drei Menschen kamen in den Fluten um. Die winzige Kapelle Juan Bautista, „Johannes der Täufer“, ist Ziel des Papstes bei seinem Morgenabstecher am Sonntag, zwei Stunden vor dem großen Schlussgottesdienst seiner Südamerika-Reise. Hier wird er vor rund 12.000 Menschen sprechen; so viele fasst der angrenzende Fußballplatz.

Auch persönliche Begegnungen mit Bewohnern des Viertels sind geplant; etwa im Haus der 78-jährigen Asunción Gimenez. Die von Alter und Krankheit gezeichnete Frau arbeitete zeitlebens als Hausangestellte. Sie wünscht sich, Franziskus möge „die Familie segnen und beten, dass wir gesund sind und die jungen Menschen Arbeit haben“.

„Wunder geschehen bereits“

Eine zweite Gastgeberin des Papstes ist Carmen Sanchez. Ihr Ehemann ist aufgrund einer Krankheit stumm. Die 40-jährige Hausfrau will Franziskus auf Landesart bewirten: mit Suppe, Mbeyu-Fladen und Maniok-Laibchen, der „Payagua Mascada“. Diese werden schon seit der spanischen Kolonialzeit rund um die Johannes-Feste im Juni und Juli serviert. Sie wolle den Papst auf Guarani anreden, das 80 Prozent der Bevölkerung sprechen, sagt Carmen Sanchez - schließlich habe er als Erzbischof von Buenos Aires immer wieder die Stadtviertel der „Paraguayanos“ besucht.

Sanchez sagt, sie warte im Fall ihres stummen Ehemannes auf ein „Wunder“. Unterdessen hat der nahende Papstbesuch nach Angaben von Bewohnern von Bañado Norte bereits scheinbar Unmögliches möglich gemacht: Zerstrittene Menschen sprächen wieder miteinander. Auch sei der Rio Paraguay nach dem Hochwasser schneller als sonst zurückgegangen. Dennoch hoffen die Anrainer, dass die nun erhöhte Aufmerksamkeit für ihre Probleme auch ein dringend notwendiges Schutzprogramm gegen Hochwasser beschleunigen wird.

Große Messe im Ñú Guazú-Park: Traditionen der Volkskultur

Mit den Problemen Paraguays, jedoch auch mit der Schönheit seiner reichen Volkskultur, wird Franziskus auch an anderen Stationen seiner Reise in Berührung kommen. Bei der großen Messe im Ñú Guazú-Park, zu der bis zu drei Millionen Pilger - rund 300.000 davon aus der Papstheimat Argentinien erwartet werden -, ist ein eigener Sektor direkt beim Altar für Angehörige indigener Gruppen reserviert. Die liturgische Folklore-Musik in Polka-Rhythmus und Guarani-Sprache bietet ein 500-stimmiger Chor gemeinsam mit dem nationalen Symphonieorchester dar.

Der riesige Papstaltar in Ñú Guazú wird von Künstlern gemeinsam mit Bewohnern umliegender Dörfer geschmückt: mit 32.000 Maiskolben, Kürbissen und 100.000 Kokosnüssen, auf die von Hand über Facebook zugesandte Namen von Gläubigen geschrieben werden. So entstehen Fresken, die unter anderen Franz von Assisi und den Jesuiten-Gründer Ignatius von Loyola zeigen. Die Bestandteile des Altars sollen nach Worten des Erzbischofs von Asunción, Edmundo Valenzuela, die „Einheit unseres Volkes von unseren Vorfahren bis heute symbolisieren“.

Kämen tatsächlich drei Millionen Menschen zum Papst nach Asunción, so wäre das fast die Hälfte der Bevölkerung; Paraguay zählt 6,8 Millionen Einwohner. Das Mitfeiern wäre durchaus im Interesse der konservativen Regierung: Sie hat einer Initiative des Parlaments zugestimmt - und den Samstag und Sonntag zu nationalen Feiertagen erklärt. Eingeladen ist übrigens auch der frühere Armenbischof und geschasste Staatspräsident Fernando Lugo (2008-2012). Das Büro des 64-Jährigen ließ diplomatisch mitteilen, Lugo habe noch nicht über seine Teilnahme entschieden.

(kap 10.07.2015 pr)








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