2015-07-09 14:58:00

Papstmesse in Bolivien: Teilt das Brot der Welt!


Musikalisch, bunt und fröhlich. Es war die einzige große Messe von Papst Franziskus in Bolivien, der mittleren Etappe seiner Südamerikareise. Der Gottesdienst mit dem Papst in Santa Cruz de la Sierra bildete zugleich die Eröffnung des V. Nationalen Eucharistischen Kongresses. Nach einer kilometerlangen Fahrt durch die Menschenmengen, viele Pilger sollen auch aus Argentinien angereist sein, rief Franziskus am Donnerstagvormittag um 10 Uhr Ortszeit am Platz „Cristo Redentore" (Christus, der Erlöser) dazu auf, das „Brot des Lebens“ zu teilen und darauf zu achten, niemanden auszuschließen. In Bolivien, einem Land mit weit offener Schere zwischen Arm und Reich, lud der Papst dazu ein, die Armen nicht auszugrenzen, alle Völker zu akzeptieren und sich nicht von Verzweiflung leiten zu lassen.

„Angesichts so vieler Situationen des Hungers in der Welt können wir sagen: 'Das zahlt sich nicht aus, die Rechnung geht nicht auf'. Es ist unmöglich, diese Situationen anzugehen. Unter solchen Umständen bemächtigt sich schließlich die Verzweiflung unseres Herzens.“

Dies sei aber eine Verzweiflung, die Menschen davon abhalte zu helfen, betonte der Papst. Er bezog sich in seiner Predigt auf die Speisung der Fünftausend mit fünf Broten und zwei Fischen. An den Worten von Jesus, „sie brauchen nicht wegzugehen. Gebt ihnen zu essen“ (Mt 14,16) solle man sich orientieren und niemanden ausschließen. Den Kreislauf durchbrechen und eine „Logik des Ausschließens“ in eine „Logik der Gemeinschaft“ verwandeln.

„Ein Verhalten, das in drei Worten besteht: er nimmt ein wenig Brot und etwas Fisch, spricht das Lob- und Dankgebet darüber, teilt es und gibt es weiter, damit die Jünger es mit den anderen teilen. Das ist der Weg des Wunders. Sicher handelt es sich nicht um Magie oder Götzendienst.“

Diese drei Symbolhandlungen Jesu beim Wunder der Vermehrung der Brote und Fische – er nimmt ein wenig Brot, er spricht den Lobpreis, er gibt weiter – legte Franziskus in der Predigt aus.

„Er nimmt ein wenig Brot“: Papst Franziskus sieht darin die Aufmerksamkeit Jesu für das Leben der Seinen. Jesus nehme „nicht nur eine Kultur oder eine Idee wahr, sondern den Mensch selbst“. Und so bemesse sich der wirkliche Reichtum einer Gesellschaft „am Leben ihrer Menschen. Er bemisst sich an den Alten, die in der Lage sind, ihre Weisheit und das Gedächtnis ihres Volkes an die Kleinsten weiterzugeben.“

„Er spricht den Lobpreis“. Mit diesem Sprechakt habe Jesus gedankt anerkannt, dass das Leben eine Gabe und ein Geschenk Gottes ist.

Und schließlich: „Er gibt weiter“. Das Teilen und Geben habe Jesus als hohes Gut angesehen, und seine Nachfolger sollten es ihm da gleichtun. „Denn nur in der Hingabe, im Mit-teilen finden wir als Menschen die Quelle der Freude und machen die Erfahrung des Heils.“

Diese Schritte finden sich auch in dem Sakrament der Eucharistie wieder. Die Eucharistie sei das „Brot gebrochen für das Leben der Welt“, sagte Franziskus und griff damit das Motto des fünften eucharistischen Kongresses auf, der an diesem Tage in Tarija eröffnet werde.

In der Predigt ging Franziskus auch auf die Vielfalt des bolivianischen Volkes ein. Bei der Liturgie waren drei der rund 36 indigenen Sprachen des Landes in Form von Gebeten vertreten –  in den Sprachen Guarani, Quechua und Aymara. Das Annehmen der Vielfalt sei essentiell für die Entwicklung der Gesellschaft, sagte der Papst.

„Ein im Gedächtnis verwurzeltes Leben braucht die anderen, den Austausch, die Begegnung; es braucht eine wirkliche Solidarität, die in der Lage ist, in die Logik des Annehmens, des dankenden Segnens und des Weitergebens einzutreten, in die Logik der Liebe.“

Erzbischof Sergio Alfredo Gualberti Calandrina von Santa Cruz de la Sierra hatte den Papst als Friedensboten begrüßt, der Spaltungen überwinden helfe sowie Korruption und Parteilichkeit der Justiz verbannen solle.

(rv 09.07.2015 no)








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