2015-07-06 02:54:00

Adveniat: „Papst-Besuch bei Indigenen als roter Faden“


Die katholische Kirche in Deutschland hat eine lange Tradition der „Hilfe für Lateinamerika“. Unter den Hilfswerken der Kirche Deutschlands zählt wohl Adveniat zu den bekanntesten und aktivsten in dieser Hinsicht. Es ist das größte Hilfswerk für Lateinamerika; schon seit Weihnachten 1961 unterstützt es die Menschen von Mexiko bis zur südlichsten Spitze Chiles. Während der derzeitigen Papstreise in Ecuador befindet sich auch Nicole Rohrmann von Adveniat in Quito. Unser Mann vor Ort, Mario Galgano, hat sie gefragt, wie sich die Hilfsarbeit für Lateinamerika im Laufe der Jahrzehnte entwickelt hat.

Rohrmann: „Projekte haben sich im Laufe der Zeit verändert - vor allem die Anzahl der Projekte. Was wir bemerkt haben, ist, dass die Schere zwischen Armen und Reichen weiter auseinander geht. Zum Beispiel sieht man dies in Brasilien sehr gut. Das Land ist wie Chile eine Wirtschaftsmacht, aber es gibt eine enorme Schere in diesen Ländern: Der Anteil der armen Bevölkerung ist riesig.“

RV: Der erste Papst aus Lateinamerika besucht nun drei Länder dieses Kontinents. Aber Ecuador, Bolivien und Paraguay sind ja nicht wie Brasilien oder Chile „gewichtige Länder“...

Rohrmann: „Papst Franziskus ist der erste Papst aus Lateinamerika, und für die Menschen hier ist das etwas Besonderes - gerade für die Katholiken in Ecuador. Dies gilt wohl auch für Bolivien und Paraguay. Wir von Adveniat sind stolz, dass der Papst hier Präsenz zeigt, einfach da ist und mit den Menschen Gottesdienste feiert.“

RV: Vor der Drei-Länder-Reise hieß es, der Papst besuche die Peripherie Lateinamerikas. Würden Sie das aus Adveniat-Sicht auch sagen?

Rohrmann: „Wenn wir uns die wirtschaftlichen Indikatoren anschauen, dann liegt Ecuador an zweitletzter Stelle in Lateinamerika! Dementsprechend würde ich auch sagen, der Papst besucht die Peripherie. Was den drei Ländern gemein ist, ist die starke und große Präsenz der indigenen Bevölkerung. Wir haben beispielsweise hier in Ecuador eine indigene Bevölkerung von rund 35 Prozent der gesamten Bevölkerung, und wenn wir uns die Benachteiligten in Lateinamerika anschauen, dann ist der Anteil der Indigenen immer der größte Teil.“

RV: Ist denn das aus Ihrer Sicht der Schwerpunkt dieser Reise?

Rohrmann: „Ich denke, das ist der rote Faden dieser Reise. Wenn man Lateinamerika als Einheit betrachtet, dann ist das sehr komplex. Wenn ich die Kirche zum Beispiel anschaue, dann sehe ich ganz unterschiedliche Entwicklungen in den einzelnen Ländern. Die evangelikalen Gruppen z.B. spielen in Brasilien eine große Rolle, sind aber in anderen Ländern nicht so präsent. Es gibt Unterschiede, man spricht aber weiterhin von dem katholischen Kontinent schlechthin. Ich würde eher sagen, dass der Glaube die Länder verbindet.“

RV: Gibt es etwas an dieser Papst-Reise, das Ihnen besonders am Herzen liegt?

Rohrmann: „Ich wünsche mir, dass hier in Ecuador Ruhe einkehrt, weil es momentan sehr viele Aufstände und Proteste gibt. Die Wirtschaft krankt momentan sehr; es gibt viele Unruhen und Chaos. Ich wünsche mir, dass Papst Franziskus Menschen eint.“

(rv 06.07.2015 mg)








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