2015-06-27 09:32:00

Kirche in Österreich: Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber


Die römisch-katholische Kirche ist in Österreich ein wichtiger Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor. Eine am Donnerstag präsentierte aktuelle Studie des Instituts für Höhere Studien (IHS) und von Joanneum Research belegt dies mit Zahlen: 6,65 Milliarden Euro Wertschöpfung werden jährlich von den 158.000 Beschäftigten in der Kirche und deren Umfeld erwirtschaftet. Das pro Jahr geleistete ehrenamtliche Engagement der Katholiken entspricht 14.000 Fulltimejobs. In Bezug auf eine in der Studie erstellten Kosten-Nutzen-Analyse kommen die Autoren zum Ergebnis: Die Allgemeinheit und der Steuerzahler profitieren deutlich von den kirchlich erbrachten Leistungen.

Mit der Studie habe man detailliert und fundiert Auskunft erhalten wollen auf die Frage „Was trägt die Kirche zur Gesellschaft bei - und was setzt die Gesellschaft dafür ein?“, erklärt Herbert Beiglböck, Wirtschaftsdirektor der Diözese Graz-Seckau und zugleich Vorsitzender der Finanzkammerdirektorenkonferenz der katholischen Diözesen in Österreich, die Ausgangsmotivation. Die Ergebnisse seien selbst für die Auftragsgeber aus dem Bereich der Diözesen und Ordensgemeinschaften „neu und teilweise überraschend“ gewesen. In wesentlichem Umfang trage die Kirche zum wirtschaftlichen Wohlstand Österreichs bei, wobei die Studie einen Nutzen für die Öffentlichkeit aufzeige, der „wesentlich höher als der Aufwand“ sei, so Beiglböck. Und das auch fernab von der Seelsorge. „Hier reden wir von den Wirtschaftsfragen. Das zeigt sehr deutlich, dass das Miteinander von öffentlicher Hand und Kirche für beide großen Nutzen bringt. Und vor allem mehr Nutzen bringt, als es kostet!“

Als eine Grundaufgabe der katholischen Kirche - wie auch anderer Religionsgemeinschaften - bezeichnete es der Grazer Wirtschaftsdirektor, Menschen im Leben zu begleiten, sie Sinn und Orientierung finden zu lassen und Orte der Begegnung und des Miteinanders zu schaffen, womit ein wichtiger Beitrag für die Stabilität der Gesellschaft geleistet werde. Doch Kirche bietet noch mehr, weiß Beiglböck: „Wir schaffen 123.000 Vollzeit-Äquivalente als katholische Kirche, das ist schon eine ganz beträchtliche Anzahl, wenn man die Situation sieht und vor dem Hintergrund der großen Probleme auf dem Arbeitsmarkt, dass hier eine Kirche ganz massiv daran mitwirkt, Arbeitsplätze zu schaffen. Ich sage auch dazu, dass unsere Arbeitsplätze in der Regel dauerhaft sind. Wir sind ein Arbeitgeber, der den Leuten auch Sicherheit geben möchte.“ Insgesamt seien ca. 2,4 Prozent der Beschäftigten in Österreich bei der Kirchen angestellt. Neben den Arbeitsplätzen dürfe man auch nicht regelmäßige Bauinvestitionen vergessen. Die gute Kooperation des Staates mit den Religionsgemeinschaften und Kirchen sei „schon aus diesen Gründen sinnvoll“, Beiglböck.

Franz Prettenthaler, Leiter der Forschungsgruppe Regionalpolitik bei der Joanneum Research Forschungsgesellschaft beschreibt, wie man überhaupt zu den Ergebnissen gekommen ist: „Wir haben zunächst alles erhoben, was es an öffentlich relevanten Leistungen gibt und wofür die Kirche steht - im spirituellen, im liturgischen Bereich und überall, wo die römisch-katholische Kirche in unserer Gesellschaft aktiv wird. Wir haben diese Aktivitäten nach ökonomischen Maßstäben quantifiziert, mit wissenschaftlich anerkannten Methoden, und haben insbesondere im gesellschaftlichen Bereich zusätzliche Erhebungen durchgeführt. Unseres Wissens war das die erste flächendeckende Erhebung.“ Die kirchlich beauftragte Studie stellt eine Pionierarbeit dar: Sie sollte wissenschaftlich fundiert die Leistungen der Kirche für das Gemeinwesen in Österreich belegen. Laut Franz Prettenthaler vom Joanneum-Research zeigt sich ganz klar, dass sich die Investitionen des Staates unterm Strich lohnen. Betrachte man allein die umfangreichen Leistungen der Kirche für die Öffentlichkeit, das heißt Kindergärten, Schulen oder Krankenhäuser, so erscheinen nach Prettenthaler 130 Millionen Euro Nettozuschuss der öffentlichen Hand für die gesamten kirchlichen Aktivitäten als vergleichsweise gering.

(kap 27.06.2015 pdy)

 








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