2015-06-22 08:31:00

Kirche und Waldenser: Von „ewiger Verdammung“ zu Begegnung


Als Glaubensgemeinschaft sind die Waldenser viel älter als die Reformation, sie stammen aus dem Hochmittelalter und entsprangen derselben Protest- und Reformbewegung, aus der auch die Franziskaner und Dominikaner hervorgingen. Ein Kaufmann namens Petrus Valdes brach im 12. Jahrhundert mit seinem bisherigen Leben, ließ die Bibel in die Volkssprache übersetzen und predigte selbst die Umkehr, vor allem mit Blick auf die Bergpredigt Jesu. Daraus wurde bald eine Laienbewegung, die sich gegen die Verweltlichung der Klöster und des Klerus richtete, Armut spielte eine große Rolle.

Nach der Reformation fühlte man sich der reformierten Tradition verbunden, in Italien gibt es seit den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts eine Verbindung mit der methodistischen Kirche. Außerhalb Italiens, wo etwa die Hälfte aller Waldenser lebt, finden sich in Süddeutschland und auch Lateinamerika einige Gruppen; insgesamt gibt es knapp 100.000 Waldenser auf der Welt.

Papst Innozenz IV. hatte 1252 eine ewige Verurteilung über die Waldenser ausgesprochen, ihre Verfolgung durch die Inquisition setzte bereits früher ein, aber auch außerhalb der Kirche wurde die Glaubensgemeinschaft von den Mächtigen verfolgt.  Erst 1848 wurden ihnen vom neuen italienischen Staat die Religionsfreiheit zugestanden, die Verfolgung endete. Westlich von Turin in den Cottischen Alpen ist nach wie vor das zahlenmäßige Zentrum der Bewegung.

Schon im August vergangenen Jahres hatte sich Papst Franziskus mit einem Grußwort an die damals tagende Synode gewandt, das erste Mal, dass ein Papst auf diese Weise Kontakt aufnahm. Die Botschaft und auch der Besuch gehört zu einer Reihe von Initiativen, mit denen Papst Franziskus die Beziehungen zu Kirchen stärkt, mit denen die Ökumene bislang eher schwach war, so etwa auch mit den Pfingstkirchen.

Die Bitte um die Gnade, einander vergeben zu können, die Papst Franziskus ausgesprochen hat, öffnet weiteren Begegnungen dieser Art den Weg.

 

(rv 22.06.2015 ord)








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