2015-06-22 08:00:00

Jugendtreffen: „Schwimmt gegen den Strom, baut etwas auf!“


Als „kleiner Weltjugendtag“ war es angekündigt, das Treffen mit jungen Menschen am frühen Sonntagabend. Und Musik und Stimmung ließen dieses Bild auch aufkommen: Die Piazza Vittorio, auf der Papst Franziskus am Morgen noch die Messe gefeiert hatte, war seit drei Uhr prall gefüllt, Musik brachte die Menge in Schwung und als dann gegen fünf auch das Weltjugendtagskreuz auf den Platz kam, war die Szene perfekt.

Die ersten Worten fielen auf Piemontesisch, dem örtlichen Dialekt: „Willkommen in Piemont, willkommen zu Hause“. Der Papst hörte von der Jugendsynode, die in den vergangenen drei Jahren in Turin abgehalten wurde. Und dann stellten wieder junge Menschen Fragen an den Papst, wie zuletzt auch in Sarajevo und bei anderen Gelegenheiten. Und wieder antwortete der Papst direkt und nicht mit dem vorbereiteten Text. Chiara, 19 Jahre, stellte dem Papst die Frage nach der Liebe Jesu. „Keine größere Liebe“ ist das Motto der diesjährigen Ausstellung des Grabtuches, wie könne man diese größte Liebe denn erfahren? Sara, 27 Jahre, ist arbeitslos wie viele andere. Sie fühle sich benachteiligt, weil sie so nicht dazu in der Lage sei, Pläne fürs Leben zu machen: Ob der Papst helfen könne, dass sie weiter hoffen könne? Und Luigi, 26 Jahre, fragte den Papst, ob er eine Hilfestellung für Gruppen wie die seine hätte, die den Glauben unter den Altersgenossen weitergeben wollte.

 

Liebe, Leben und Freunde

Liebe, Leben und Freunde: Das seien die Worte aus dem Johannesevangelium, an die ihn die Fragen erinnerten. Eines dieser drei gäbe es nicht ohne die anderen. Leben, sich nicht nur irgendwie durchschlagen, ein „lebloses Leben“ sei eine traurige Sache, vor allem unter Jugendlichen, diese „Jugend, die schon mit 20 in Pension geht“.

Liebe sei immer konkret, wiederholte der Papst seine Botschaft vom Nachmittag bei den Salesianern. Liebe liege eher im Tun als im Reden. Bei Gott könne man das sehen, bis hin zur Hingabe. Zweitens sei Liebe etwas Dialogisches, sie höre und spreche, sie kommuniziere. Diese beiden Dimensionen – konkret und kommunikativ – würden helfen, zu verstehen, was Liebe sei, so der Papst. Sie sei nicht nur ein romantisches Gefühl.

 

„Liebe ist keusch“

Er wolle kein Moralist sein, fuhr er fort, aber er müsse auch etwas Unpopuläres sagen. Liebe benutze die Menschen nicht, was bedeute, dass sie keusch sei. In einer hedonistischen Welt, in der dauernd von Lust und Vergnügen die Rede sei, sollten die Jugendlichen keusch leben. Darin sehe man, dass eine Liebe den anderen nicht benutze, sondern respektiere. „Lebt die Liebe keusch!“, rief er den Jugendlichen zu. Dann sei in der Liebe auch die Hingabe an die anderen zu finden, dann sei sie Dienst am anderen.

 

Kreativität und Mut

Es gebe Situationen, in denen man sich die Frage nach dem stellt, was vom Leben zu erwarten sei, antwortete er auf die zweite Frage. Menschen würden weggeworfen, in der globalen Wirtschaft stünde nicht der Mensch im Zentrum, sondern das Geld, das habe zur Folge, dass allein in Italien 40 Prozent der Jugend arbeitslos sei. Man fühle sich dann ohne Würde, gerade junge Menschen fielen dann immer wieder Abhängigkeiten in die Hände. Jesus sage uns deswegen, nicht auf die Mächte der Welt und das Geld zu setzen, so der Papst.

Luigi habe vom Aufbau von Gemeinschaften gesprochen und diese Gemeinschaften, die Menschen aufbauten, würden das Leben fördern. Deswegen gelte, was er eben gesagt habe: „Geh nicht zu früh in Pension, gehe gegen den Strom. Für euch Jugend, die ihr in dieser wirtschaftlichen und kulturellen Situation lebt, seid konstruktiv, baut etwas auf! Das ist das Gegenmittel gegen das Misstrauen in das Leben.“

Das Mittel dazu sei Kreativität und Mut, fügte der Papst hinzu. Die Augen aufmachen und nicht naiv sein, um durch die vorgetäuschten Freude verkauften, Glas statt Diamanten. „Liebe, Leben und Freunde. Diese Worte kann man aber nur leben, wenn man aufbricht, wenn du stehen bleibst, erreichst du nichts im Leben, dann ruinierst du nur dein eigenes.“

(rv 21.06.2015 ord)








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