2015-06-15 09:51:00

Kardinal Turkson: Afrika kann Exodus nicht länger verkraften


Die Flüchtlingswelle aus Afrika hat nach Überzeugung von Kurienkardinal Peter Turkson gravierende Auswirkungen auf die Herkunftsländer. „Afrika kann diese demographische Ausblutung nicht länger verkraften“, sagte der aus Ghana stammende Präsident des Päpstlichen Friedensrates am Montag der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Die vielen jungen Menschen dürften ihrer Heimat nicht verloren gehen, gebraucht würden „gezielte Aufbauprogramme für die gefährdeten Staaten, die gleichermaßen Bildung, Ausbildung und demokratisches Regierungshandeln auf allen Ebenen anpacken“.

Turkson beklagte, dass sich die meisten Flüchtlinge große Illusionen über ihre Zukunft in Europa machten. „Die wirkliche Geschichte ihrer Wanderschaft wird daheim nie erzählt; über die Erniedrigung und die Schmerzen wird geschwiegen.“ In Afrika müssten realistische Informationen über die Gefahren der Flucht und die Situation in Europa verbreitet werden. „Noch fehlt der Dokumentarfilm für jene zuhause, die sich vielleicht noch aufmachen wollen, mit dem Titel: Der Weg der zerbrochenen Träume.“

Ursachen der Auswanderung bekämpfen

Der Kardinal appellierte an die Europäer, die Fluchtursachen in den Heimatländern zu bekämpfen. „Mildtätigkeit ist garantiert keine Lösung.“ Europa selber könne nicht immer mehr Menschen aufnehmen und integrieren. „Wir haben die Krisen in den EU-Ländern von Griechenland bis Frankreich; die Angst vor Überfremdung in der Bevölkerung. Europa muss versuchen, dort anzusetzen, wo die Menschen ihre Wanderung beginnen.“

Europa hat Verantwortung für ehemalige Kolonien

Mit Blick auf die Kolonialgeschichte sagte der Kardinal, Europa habe sich aus der Verantwortung für seine ehemaligen Kolonien geschlichen. Nur deshalb hätten China und Indien heute so großen Einfluss in Afrika. Zugleich kritisierte der Kurienkardinal die afrikanischen Eliten, die nie gelernt hätten, dass Macht dazu da sei, den Menschen zu dienen. „Die Eliten wollen herrschen um der Macht und des Reichtums willen.“ Die afrikanischen Flüchtlinge kämen nicht nur aus Bürgerkriegsgebieten, sondern auch „aus dem Tropengürtel“, also aus „eigentlich reichen Staaten, in denen es Bodenschätze gibt und auch Arbeitsmöglichkeiten“.

(faz/kna 15.06.2015 pr)








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