2015-06-11 11:00:00

Papst fordert von Putin „ehrliche Anstrengungen“ für Frieden in der Ukraine


Papst Franziskus hat am Mittwochabend den russischen Präsidenten Wladimir Putin im Vatikan empfangen. Hauptthemen der rund 50-minütigen Privataudienz in der Apostolischen Bibliothek waren laut Vatikanangaben der Ukraine-Konflikt und der Krieg im Nahen Osten. Parallel zur Audienz tauschten sich die Außenminister beider Staaten, Erzbischof Paul Richard Gallagher und Sergey Lawrow, zu denselben Themen aus. Zum ersten Mal hatte Putin den Papst im November 2013 im Vatikan getroffen.

Ukraine-Konflikt: „Ehrliche Anstrengungen“ für den Frieden 

Es seien „ehrliche und große Anstrengungen“ vonnöten, um in der Ukraine wieder Frieden zu schaffen, schärfte Franziskus Putin mit Blick auf die fortdauernden Auseinandersetzungen im Ostteil des Landes ein. Ein „Klima des Dialoges“ müsse aufgebaut werden, „alle Seiten“ müssten sich dafür einsetzen, die Absprachen von Minsk umzusetzen. Der Papst schenkte Putin eine Medaille mit einem Friedensengel – Symbol einer „Welt der Solidarität und des Friedens, die sich auf Gerechtigkeit gründet“, wie der Vatikan formulierte.

Auf dem Krisengipfel von Minsk hatten sich Russland und die Ukraine im Februar diesen Jahres auf eine Waffenruhe verständigt. Auch war bei dem Treffen die Rede davon gewesen, die Souveränität und das Territorium des ukrainischen Staates zu schützen. Nach der Übereinkunft waren Beschuss und Belagerung der Ostukraine durch pro-russische Separatisten weiter gegangen, Kritiker warfen Russland vor, den Konflikt durch Waffenlieferungen am Laufen zu halten.

Als „essentiell“ stellte der Papst vor Putin weiter eine Lösung der „schweren humanitären Krise“ in der Ukraine dar. Der Zugang von Hilfsgütern zur notleidenden Bevölkerung müsse garantiert werden, gemeinsam müsse an einer Entspannung der Lage gearbeitet werden. Die Hilfsarbeiten in der Ostukraine sind durch die Kriegshandlungen erschwert, laut Angaben der Caritas sitzen viele Menschen in ihren Häusern fest oder leben als Flüchtlinge in anderen Teilen des Landes, es fehlt an den grundlegendsten Dingen. 

Krieg in Syrien und im Irak: Christen eine Zukunft geben

Zweites Hauptthema der Papstaudienz für Putin: der Krieg im Nahen Osten, in Syrien und im Irak. Hier habe man sich gemeinsam für eine Lösung der Krise mit Hilfe der Internationalen Gemeinschaft und für den Schutz aller Teile der Bevölkerung, insbesondere der Christen und der religiösen Minderheiten, ausgesprochen, informiert die Vatikannote. 

Laut Angaben des Kreml sollte es bei der Begegnung auch um das Verhältnis der russisch-orthodoxen Kirche zum Vatikan gehen. Putin selbst pflegt zum Moskauer Patriarchat enge Beziehungen. Was dazu im Detail besprochen worden sein könnte, gab der Vatikan derweil nicht bekannt. Uneins sind sich die Kirchen in der Frage des Primats, auch ist ein Treffen zwischen dem russischen Patriarchen und dem Papst bisher nicht zustande gekommen.  

Putin: „Gute Begegnungen“

Putin war am Mittwochabend mit deutlicher Verspätung eingetroffen. Es war 18.15 Uhr, als die schwarze Karosse in den Vatikan rollte. Der russische Präsident ließ sich von rund 70 Journalisten begleiten. Franziskus begrüßte ihn auf Deutsch mit einem „Willkommen“.

Die Begegnung mit dem Papst sei „gut“ gewesen, sagte der Präsident im Anschluss laut Medienberichten. Im Vorfeld hatte er angekündigt, er wolle dem Papst hinsichtlich des Ukraine-Konfliktes „seine Sicht der Dinge“ darlegen. Russische Medien sprachen mit Blick auf die Begegnung im Vatikan von einem „Coup des Kreml in Krisenzeiten mit dem Westen“. Vom G7-Gipfel war Russland aufgrund der Ukraine-Krise ausgeschlossen worden; US-Präsident Barack Obama drohte eine Verschärfung der Sanktionen gegen Russland an. Auch Italiens Ministerpräsident Renzi räumte zuletzt grundlegende Differenzen mit Russland in der Frage ein.

Ukraine: Hoffnung auf Papst-Fürsprache

Vor dem Putin-Besuch war beim Papst ein Brief aus der Ukraine eingetroffen: Das Oberhaupt der mit Rom unierten griechisch-katholischen Kirche der Ukraine, Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, bat Franziskus darum, „die Stimme des ukrainischen Volkes, ihrer Kinder und aller Katholiken der Ukraine“ zu sein. „Ich stelle fest, dass weder die Diplomatie noch die internationalen Sicherheitssysteme oder die großen Persönlichkeiten es geschafft haben, den Krieg bisher zu beenden“, so Schewtschuk. Er bitte den Papst deshalb darum, seine Stimme für die „gläubigen Katholiken der Ukraine zu erheben, die leiden“ und wende sich an Franziskus wie ein Sohn an seinen „Vater, der seine Kinder verteidigt“.

(rv 10.06.2015 pr)








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