2015-06-10 11:31:00

Italien: Migranten sind eine Ressource


Die Aufnahme von Flüchtlingen in Italien, dem ersten Ankunftsland für viele Menschen, die über das Mittelmeer nach Europa kommen, sorgt für eine neue Welle der Polemik in dem Land. Italien wurde von EU-Seite mehr Unterstützung zugesagt, doch im Norden Italiens machen Politiker nach wie vor gegen eine Aufnahme von Migranten mobil. Zu ihnen gehört etwa der Präsident der Region Lombardei, Roberto Maroni, der Anfang dieser Woche drohte, Gemeinden Gelder zu streichen, sollten sie Migranten aufnehmen.

Gianfranco Perego, Direktor der Stiftung „Migrantes“, beklagt, dass sich alle Blicke nur auf Fragen von Sicherheit und Immigration richten. Dabei hätten die Menschen, die nach Europa kämen, sehr viel zu bieten. „Fünf Millionen Menschen, von denen die Hälfte Arbeitskräfte sind, und eine Million Kinder, 800.000 gehen bei uns zur Schule, sind eine große und wichtige wirtschaftliche Ressource. Wir in Italien brauchen zum Beispiel 100.000 Altenpfleger jedes Jahr, da geht es um wichtige Dinge.“

„Migrantes“ und die italienische Caritas haben gerade ihren Flüchtlingsbericht vorgestellt, in dem auch betont wird, dass die Flüchtlinge und Einwanderer zwar zum Bruttosozialprodukt beitragen, aber alle nur auf vergleichbar niedrigem sozialem Niveau. „Das bedeutet, dass man den Ungleichheiten noch nicht genügend Aufmerksamkeit schenkt, dem Recht auf einen freien Tag, auf gleiche Bezahlung, auf Arbeitssicherheit“, so Perego. Einwanderung müsse auch schulische Aspekte umfassen, in denen es um die Grundrechte der Arbeiter und ihrer Familien gehe.

300.000 Menschen seien seit 2011 nach Italien gekommen, 80.000 von ihnen lebten derzeit noch im Land. Diese Menschen lebten aber in weniger als 500 aller Gemeinden des Landes, so Perego. Dieses Netzwerk müsse ausgebaut werden, jede Gemeinde müsse sich beteiligen. Im Augenblick würden Grundrechte geschwächt. Dass Italien nur 80.000 Flüchtlinge aufgenommen habe, sei eine Schande, verglichen etwa mit dem Libanon, der drei Millionen aufgenommen habe: „Das sind genauso viele Menschen, wie im Land selbst leben, und das während des Krieges, in sehr schwierigen Umständen. Hier wird mit zweierlei Maß gemessen, hier müssen wir mehr Solidarität in unserem Land aber auch in der Welt schaffen.“

 

(rv 09.06.2015 ord)








All the contents on this site are copyrighted ©.