2015-06-09 15:14:00

Ukraine: Drittgrößte orthodoxe Kirche hat neues Oberhaupt


Die Ukrainische Autokephale Orthodoxe Kirche (UAOK) hat ihren kommissarischen Leiter, Metropolit Macarius Maletytsch (70) von Lemberg, zu ihrem neuen Oberhaupt gewählt. Bei einem Landeskonzil der drittgrößten orthodoxen Kirche der Ukraine in der Hauptstadt Kiew stimmten am Wochenende laut Kirchenangaben 360 von 499 Delegierten für ihn. Nach Angaben des ukrainischen Pressediensts RISU gab es drei Gegenkandidaten. Maletytsch tritt die Nachfolge des am 24. Februar nach langer Krankheit gestorbenen Metropoliten Mefodi (65) an, der 15 Jahre an der Spitze der drittgrößten orthodoxen Kirche des Landes stand.

Maletytsch wurde am 1. Oktober 1944 als Sohn einer Bauernfamilie im Dorf Krasne in der Region Lviv (Lemberg) geboren. 1964 heiratete er und wurde Jahre später Vater einer Tochter und eines Sohnes. 1993 starb seine Frau. Für den Priesterberuf entschied er sich 1973, als er in Odessa in das Seminar eintrat. 1975 empfing er die Priesterweihe. 1982 schloss er ein Studium an der Moskauer Geistlichen Akademie ab. Als Pfarrer war er sowohl im Osten als auch im Westen der Ukraine tätig.

1989 schloss sich Maletytsch der UAOK an, die in den letzten Jahren der Sowjetunion im Zuge der neuen Religionsfreiheit besonders in der Westukraine an Boden gewann. Seit 1996 ist er Bischof der westukrainischen Metropole Lviv, seit 2011 im Rang eines Metropoliten. Am 27. Februar berief ihn ein Bischofskonzil zum Kirchenverwalter (locum tenens). Die Kirche zählt landesweit etwa 700 Geistliche und rund 1.200 Pfarren meist in der Westukraine. Die ukrainisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats und das 1992 gegründete orthodoxe Kiewer Patriarchat sind deutlich größer.

Das ebenfalls 70 Jahre alte Oberhaupt der autonomen ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats, der Kiewer Metropolit Onufri (Berezowski), gratulierte Maletytsch zu seiner Wahl. Er schlug ihm Gespräche über eine Überwindung der Kirchenspaltung vor. „Wir hoffen, dass sich die Beziehungen mit der UAOK weiter positiv entwickeln“, sagte Sergii Bortnyk vom Außenamt der zum Moskauer Patriarchat gehörenden ukrainisch-orthodoxen Kirche der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA. Vor Onufri hatte bereits der Kiewer Patriarch Filaret (86) für eine Vereinigung seiner Kirche mit der UAOK geworben. Die UAOK steht nun also vor der Wahl, welcher Kirche sie den Vorzug gibt beziehungsweise, ob sie eigenständig bleibt. Das Landeskonzil wandte sich unterdessen an den ukrainischen Ministerpräsidenten Arseni Jazenjuk. Es protestierte dagegen, dass die Regierung Druck auf die Kirche ausübe, damit es zu einer Vereinigung der UAOK mit dem Kiewer Patriarchat komme.

(kna/apic/risu 09.06.2015 mg)








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