2015-06-05 11:05:00

Papst über Mission: Geld kann den Auftrag ruinieren


  

Sie entscheiden, wohin die Gelder fließen, die bei der jährlichen Kollekte zum Weltmissions-Sonntag zusammenkommen: Etwa 130 Nationaldirektoren von Päpstlichen Missionswerken beraten in diesen Tagen in Rom über ihre Projekte. An diesem Freitag trafen sie den Papst im Vatikan. Franziskus warnte sie davor, zu sehr auf Geld, Organisation und Programme zu setzen. "Geld ist hilfreich, aber es kann auch zum Ruin der Mission führen", sagte er. "Bitte passt auf, dass ihr nicht der Versuchung erliegt, eine Nichtregierungsorganisation zu werden, ein Büro zur Verteilung ordentlicher und außerordentlicher Unterstützungen." Eine Kirche, die sich allein auf die Effizienz ihrer "Parteiapparate" reduziere, sei bereits tot, auch wenn ihre Strukturen und Programme noch Jahrhunderte weiterliefen. Eine erfolgreiche Verkündigung des christlichen Glaubens sei nur durch die "heilende Energie des Heiligen Geistes" möglich, erklärte Franziskus.

Weiter betonte der Papst die zentrale Rolle der Mission für die gesamte Kirche. Die Mission sei ihre größte Herausforderung und zugleich Quelle für ihre Erneuerung. Ohne die Unruhe und die Angst der Evangelisierung sei es unmöglich, eine glaubwürdige und wirksame Seelsorge zu entwickeln, die christliche Verkündigung und Förderung des Menschen verbinde.

Missio Aachen-Präsident Krämer: Die Missionswerke sind nicht die FIFA

An der an diesem Samstag endenden Vollversammlung der Missionswerke in einem Haus des Salesianerordens in Rom nehmen mehr als 100 Direktoren der nationalen Päpstlichen Missionswerke sowie weitere Kirchenvertreter aus aller Welt teil. Aus Deutschland ist der Präsident des Internationalen Katholischen Missionswerks missio, Klaus Krämer, angereist. Bei der Verteilung der Gelder, die bei der jährlichen Kollekte zum Weltmissions-Sonntag zusammenkommen, gehe es durchaus demokratisch zu, sagte Krämer gegenüber Radio Vatikan: „Jeder hat eine Stimme, wenn es um die wichtigen Entscheidungen geht, und da ist dann wirklich meine Stimme oder die des Nationaldirektors aus den USA genauso viel wert wie eine Stimme aus Bangladesch oder aus Sierra Leone. Also, das ist doch ein schönes Zeichen von Solidarität…“

Die Missionsexperten haben mit zurückgehenden Spendeneinnahmen zu kämpfen – auch weil nicht jeder Spender versteht, was die Missionswerke genau tun. Katastrophenhilfe erschließt sich schneller. „Was wir tun, ist langfristigere und nachhaltige Hilfe zu leisten. Wir bauen Strukturen auf, die den Menschen in diesen Regionen dann zugute kommen, bilden Seelsorger aus und machen ihnen die Arbeit für die Menschen möglich. Da sieht man den Erfolg nicht immer gleich im ersten Moment.“ Darum wollen die Missionswerke eine Info-Kampagne starten: Welche Gelder an welche Projekte genau gehen, und welchen konkreten Erfolg das bringt, das soll den Interessierten künftig schneller klarwerden. „Und es wurde jetzt auf der Konferenz eine Computer-Plattform freigeschaltet, zu der jeder Nationaldirektor Zugang hat und dadurch direkt Infos und Berichte über Projekte bekommen kann, um damit Fundraising im eigenen Land zu machen. Das ist ein enormer Schritt, daran hat man viele Jahre gearbeitet.“

Eine Art FIFA, „wo nur einer das Sagen hat“, ist der Verband der Päpstlichen Missionswerke nicht, versichert Prälat Krämer: „Nein nein, bei uns bemüht man sich doch sehr um Transparenz!“ Übrigens sei auch im Vatikan derzeit „Einiges in Bewegung“. Er habe in diesen Tagen gespürt, „dass auch die Verantwortlichen hier in den römischen Sekretariaten offen sind für neue Wege und für neue Strukturen“. „Da herrscht doch auch ein neuer Wind!“

Von seiner Arbeit bei „missio“ her sieht Krämer als wichtigsten Schwerpunkt für Hilfe den Nahen Osten. „Syrien ist jetzt in allen Punkten auf Platz eins der weltweiten Statistik, was Flüchtlinge betrifft, die das Land verlassen, aber auch Binnenflüchtlinge. Da war lange Kolumbien das größte Land – jetzt ist Syrien auch dort an die Spitze getreten. Unsere Partner vor Ort sind da sehr aktiv tätig. Es ist schön zu sehen, dass viele Flüchtlinge eben in Einrichtungen der katholischen Kirche untergebracht werden.“ Man dürfe allerdings nicht vergessen, dass andere Dramen abseits vom Medieninteresse weitergehen, vor allem im zentralen Afrika.

(rv/kna 06.06.2015 sk/pr)








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