2015-06-04 10:14:00

Kuba: Zwischen Armut und Unterdrückung


Kuba – das Land der Träume und Sehnsüchte. Für die meisten Menschen hat Kuba noch immer diese romantische Komponente. Das Handelsembargo durch die USA hatte Kuba als eines der letzten kommunistischen Regimes vom Rest der Welt isoliert. Im September reist Papst Franziskus genau dorthin, wo der Vatikanstaat, diplomatisch gesehen, zu einem Tauwetter in der politischen Eiszeit zwischen den USA und Kuba verholfen hat. Die Armut der Menschen vor Ort ist jedoch weiterhin nicht zu übersehen, und viele Kubaner wollen einfach nur weg, erzählt im Gespräch mit Radio Vatikan Pater Castor José Alvarez Deveza, Leiter der päpstlichen Missionswerke auf der Insel.

„Der Staat sagt, dass jeder Dollar aus Verdiensten aus dem Ausland rund zwei Pesos für die Kubaner wert sei. Ein Dollar ist normalerweise zwanzig Pesos oder mehr wert. Also gehen circa neunzig Prozent an den Staat und zehn Prozent an den Dienstnehmer. Die Zukunft sieht also vielleicht einen Arbeiter, der ein wenig mehr verdient, aber weiterhin wenige Freiheiten genießt. Man spricht nicht von Freiheit für uns, sondern nur von Möglichkeiten für die Ausländer.“

Der Papstbesuch wird mit großer Freude erwartet. Als „Missionar der Barmherzigkeit“ werde der Papst dem „leidenden Volk“ nahe sein, erklärt der Pater. Für diese Menschen, vor allem aber für religiöse Gruppen ist das Leben auf der Insel nicht einfach, sie klagen über groß angelegte Überwachungen und Unterwanderungen durch Sicherheitsbeamte. Pfarrer und ganz allgemein Christen werden häufig unter Druck gesetzt, das Verkünden zu unterlassen und ihre Aktivitäten auf das eigene Kirchengrundstück zu begrenzen. Davon erzählt auch Pater Deveza:

„Der Staat Kuba erlaubt uns nicht, neue reguläre Kirchen zu errichten. Aber in den Häusern der Familien halten wir Messen am Sonntag und bringen das Volk zusammen. Es gibt mehr als 2.300 Missionshäuser auf Kuba. Manchmal legen kubanische Missionare mehr als hundert km an einem Tag zurück, zum Beispiel am Sonntag, um in die Dörfer auf dem Land zu gehen und dort Gottesdienst zu feiern und zu verkünden, von 8 Uhr bis 20 Uhr am Abend.“

Papst Franziskus wird vom 19. bis 22. September auf Kuba erwartet, bevor er in die Vereinigten Staaten weiterreist. Wie sein Vorgänger Benedikt XVI. wird Franziskus nach Angaben der Bischofskonferenz auch den Marienwallfahrtsort El Cobre besuchen, wo Maria als „Unsere Liebe Frau von der Nächstenliebe“ (Virgen de la Caridad) und als Patronin Kubas verehrt wird. Benedikt hatte im März 2012 in El Cobre privat gebetet.

Beginnen wird der Besuch in der Hauptstadt Havanna. Franziskus will, so die Bischöfe, auch in die Stadt Holguin reisen, wo bisher noch kein Papst war. Aus dieser Region stammen die Brüder Fidel und Raúl Castro, also der frühere Revolutionsführer und sein Nachfolger als Präsident. Letzte Station im Papstprogramm ist Santiago de Cuba, wie Holguin im Südosten der Insel gelegen und zweitgrößte Stadt des Landes. In Santiago hatte der heilige Papst Johannes Paul II. bei seinem historischen Kuba-Besuch 1998 eine Messe gefeiert. Franziskus wird von dort aus in die USA weiterfliegen. All diese Angaben aus der Bischofskonferenz harren noch einer offiziellen Bestätigung aus dem Vatikan.

 

(rv 04.06.2015 no)








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