2015-06-03 11:37:00

Papst: „Politik und Wirtschaft geizen gegenüber Familien“


Politik und Wirtschaft sind meistens geizig, wenn es darum geht, Familien zu unterstützen. Dies sei bemerkenswert, da sowohl die Gesellschaft als auch die Wirtschaft von der Existenz von Familien doch sehr profierten. Diese Kritik äußerte der Papst bei seiner Generalaudienz auf dem Petersplatz. An diesem Mittwoch ging der Papst in seiner Katechsenreihe nochmals auf das bisherige Thema „Familie“ ein, schlug aber zugleich einen Bogen zu einer neuen Reihe, in der es um Armut gehen wird.

„Die Familie hat schon viele Probleme, die ihr zu schaffen machen - und eine davon ist die Armut. Denken wir an die vielen Familien, die an der Peripherie der Metropolen leben, oder an jene, die in ländlichen Gebieten wohnen. So viel Elend, so eine Misere! Und dann kommen noch Kriege hinzu, die oft in jenen armen Gegenden geführt werden. Der Krieg ist die Mutter aller Armut!“

Dennoch seien oft arme Familie jene, die mit Würde versuchten, einen geregelten Alltag zu leben. Diese Familien seien häufig sehr fromm, so der Papst. „Es ist ein Wunder, dass es auch in solchen Armutssituationen noch Menschen gibt, die eine Familie gründen! Unsererseits müssen wir uns eher schämen, dass es noch so viel Armut auf der Welt gibt. Doch es gibt jene, die sich um das Wohlbefinden kümmern, die aber die Gefühle und Empfindungen als zweitrangige Variable der Lebensqualität betrachten. Diese Leute verstehen nichts! Wir müssten stattdessen vor diesen armen Familien niederknien, weil sie eine wahre Lebensschule der Menschlichkeit für uns alle sind.“

Deshalb sei es falsch, sich „Cäsar und dem Mammon“ hinzuwenden, fügte Franziskus an. Politiker sollten alles dafür tun, dass sich Familien aus der Armutsspirale befreien können. „Die heutige Wirtschaft ist auf den Genuss des Wohlbefindens spezialisiert, und zwar individuell und auf Kosten der Familien. Das ist eine schlimme Umkehrung! Was Familien heute leisten, wird in keinem Staats- oder Firmenhaushalt aufgelistet. Deshalb sind die heutige Wirtschaft und die Politik fern davon, die Leistung der Familien gebührend zu würdigen.“

Familien bräuchten dringend Anerkennung und Unterstützung im Bereich Arbeit, Bildung und Gesundheit, so der Papst. Man solle sich ein Beispiel an den Kindern nehmen: „Wir sind gerührt, wenn wir arme Kinder sehen, die überglücklich sind, wenn sie einen Stift zum Schreiben bekommen. Diese Kinder schauen mit Liebe auf ihre Lehrer! Diese Kinder wissen, dass der Mensch nicht nur vom Brot allein lebt!“

Jeder von uns kenne doch mittlerweile einen Vater oder eine Mutter, die arbeitslos seien und unter größten Schwierigkeiten versuchten, die Familie beieinander zu halten. Deshalb sei es wichtig, nicht nur schöne Worte auszusprechen, sondern auch konkret zu helfen. Leider biete die heutige Medienwelt ein „falsches Lebensmodell“ an, das ebenfalls den Zusammenhalt der Familie gefährde, so der Papst weiter. „Neben den materiellen Problemen gibt es noch die Schäden durch Pseudo-Modelle, die von den Massenmedien verbreitet werden und die die familiäre Bindung oft lösen oder schwächen. Ich denke hierbei an den Kult des Scheins, der gerade für Arme so attraktiv erscheint, weil sie das Gefühl haben, dass sie damit sozial aufsteigen.“

(rv 03.06.2015 mg)








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