2015-05-25 12:57:00

Nach dem irischen Referendum: Kirche braucht „Reality Check“


Irland hat Ja gesagt zur gleichgeschlechtlichen Ehe: Die irische Gesellschaft feierte am Wochenende den Wandel ihres Landes. Mehr als 60 % machten Gebrauch von ihrem Wahlrecht, und vor allem junge Iren seien aus anderen Teilen der Welt angereist, um an der Volksabstimmung teilzunehmen. 1,2 Millionen Iren - fast zwei von drei Wählern - stimmten für die Verankerung der neuen Definition von Ehe in der Verfassung. 734.000 stimmten für ein Nein.

Soziale Revolution

Eine soziale Revolution nennt der Erzbischof von Dublin, Diarmuid Martin, den Ausgang des Referendums. In einem Interview mit dem irischen Fernsehsender RTE News betont er, die Kirche müsse sich nun einem „Reality Check“ unterwerfen und sich fragen, wie weit sie von jungen Menschen entfernt sei. Er betonte, dass diese „soziale Revolution“ nicht erst heute begonnen habe. Die meisten der jungen Menschen, die diese Entscheidung getroffen hätten, seien zwölf Jahre lang in katholischen Schulen gewesen. Er sehe eine große Herausforderung darin, eine neue Sprache zu finden, die die Jugend verstehe. Das „Schwarz-Weiss“-Denken sei nicht mehr angebracht, denn die meisten Menschen heute lebten und dächten in „Grauzonen“.

Der Unterstützer der Nein-Kampagne, Ronan Mullen, ein unabhängiger irischer Senator, sieht im Ergebnis des Referendums eine Gefahr für das traditionelle Familienkonzept: „Nach der Verfassung basiert die Familie auf der Ehe. Jetzt, wo das Ehe-Konzept verändert wird, wird das Auswirkungen auf das Familienrecht haben. Zum Beispiel wird es nicht möglich sein, den Zugang zu einer Leihmuttschaft zu verhindern, denn das Recht auf Kinder ist ein Verfassungsrecht.“

Unter dem Titel „Die Bedeutung der Ehe“ hatten die Bischöfe schon vor Monaten in einem Brief an die Gläubigen vor einer Neudefinierung der Ehe gewarnt. Mit einem positiven Votum für die „Homo-Ehe“ würde die Bedeutung von Ehe und Familie als „Grundpfeiler der Gesellschaft“ untergraben.

Der irische Premier Enda Kenny sprach von einer großen Botschaft in einem kleinen Land: Der Staat Irland sei fairer, mitfühlender, toleranter als früher, so Kenny. Der frühere Chef der mitregierenden Labour-Partei, Eamon Gilmore, sprach von einem „nationalen Akt der Inklusion“, der selbst homosexuelle Gesundheitsminister Leo Varadkar wie Erzbischof Martin von einer „sozialen Revolution“. Noch bis vor 22 Jahren konnten Homosexuelle in Irland im Gefängnis landen, jetzt werden sie dort bald den Bund der Ehe schließen können.

 (rv 25.05.2015 no)








All the contents on this site are copyrighted ©.