2015-05-23 12:36:00

Irland: Was würde ein "Ja" zur Homo-Ehe bedeuten?


Laut Beobachtern zeichnet sich in Irland ein deutliches „ja“ zur Anerkennung der gleichgeschlechtlichen Ehe ab. Die Auszählung der Stimmen läuft noch, mehr als 3,2 Millionen Bürger waren bis Freitagabend dazu aufgerufen, zu entscheiden, ob bei einer Eheschließung künftig das Geschlecht keine Rolle mehr spielen soll.

Mit einem positiven Votum würde die gleichgeschlechtliche Ehe in Irland verfassungsrechtlich mit der Ehe zwischen Mann und Frau gleichgestellt werden: Der Verfassungsartikel 41 würde um die Formulierung ergänzt werden, dass die „Ehe zwischen zwei Personen unabhängig von ihrem Geschlecht“ geschlossen wird. Es wäre die erste Einführung der so genannten „Homo-Ehe“ durch Volksentscheid weltweit.

Eingetragene Lebensgemeinschaften homosexueller Paare genießen in Irland bislang Rechtsschutz, aber keinen Verfassungsschutz: Seit 2010 sind sie Ehepaaren rechtlich gleichgestellt, etwa was das Erb-, Steuer- oder Aufenthaltsrecht angeht. Seit Anfang des Jahres haben sie zudem im Familien-, Fürsorge- und Adoptionsrecht gleiche Möglichkeiten wie heterosexuelle Ehepartner.

Die schrittweise Gleichstellung homosexueller Partner mit Eheleuten markiert den rasanten gesellschaftlichen Wandel beim Umgang mit Homosexualität in Irland: 1993 war Homosexualität in dem Land noch strafbar. Und sie markiert auch den sich wandelnden Einfluss der katholischen Kirche, die sich beim Referendum an die Spitze derjenigen stellte, die eine verfassungsrechtliche Gleichstellung mit der traditionellen Ehe nicht wollen. Die Zeiten, in denen Kirchenleute den Menschen Vorschriften machen, sind längst vorbei, betonte etwa der Erzbischof von Dublin, Diarmuid Martin. Und er machte weiter deutlich, dass die Kirche beim Thema Homosexualität dazugelernt hat: „Mir ist klar, dass die Härte, mit der die irische Kirche schwule und lesbische Menschen in der Vergangenheit behandelt hat – und zum Teil immer noch behandelt -, es einigen schwer macht, die Position der Kirche nachzuvollziehen.“

Unter dem Titel „Die Bedeutung der Ehe“ hatten die Bischöfe bereits vor Monaten in einem Brief an die Gläubigen vor einer Neudefinierung der Ehe gewarnt. Mit einem positiven Votum für die „Homo-Ehe“ würden die Bedeutung von Ehe und Familie als „Grundpfeiler der Gesellschaft“ untergraben, halten sie darin fest.

Zur Abstimmung sind vor allem viele junge Iren, die im Ausland leben, zurück in ihr Heimatland gekommen. Die Wahlbeteiligung war überdurchschnittlich hoch. Mit einem Ergebnis dürfte frühestens am Samstagabend zu rechnen sein.

(rv/faz 23.05.2015 pr)








All the contents on this site are copyrighted ©.