2015-05-18 14:34:00

Ägypten: Koptischer Bischof gegen Todesstrafe für Mursi


Das Todesurteil gegen den früheren ägyptischen Präsidenten Mohamed Mursi führt zu heftigen Reaktionen in Ägypten und anderen Ländern. Angeführt werden die Proteste vor allem von Muslimbrüdern, deren Mitglied der im Juni 2013 gestürzte Präsident war. Mursi, der 2012 Ägyptens erstes demokratisch gewähltes Staatsoberhaupt war, ist am Wochenende wegen Spionage zum Tod verurteilt worden; das Urteil ist noch nicht endgültig bestätigt.

Der koptisch-katholische Bischof von Assiut, Kyrillos William sagte der Nachrichtenagentur fides, die „meisten Menschen in Ägypten“ begrüßten offenbar das Todesurteil gegen Mursi. Die Bevölkerung habe „das unter der Regierung Mursi etragene Leid nicht vergessen“. Er warte jetzt, wie viele andere, auf die – rechtlich nicht bindende – Stellungnahme des Großmufti der al-Azhar-Universität zum Urteil, mit der für den 2. Juni gerechnet wird. „Die Kirche“, so der Bischof von Assiut, „respektiert die Unabhängigkeit der Justiz, doch sie hält das Leben in jedem Fall für ein unantastbares Gut und ist gegen die Todesstrafe.“ Doch diese Art von Urteil sei „im ägyptischen Strafrecht weiterhin vorgesehen“.

Als der gestürzte Präsident Hosni Mubarak zu lebenslanger Haft verurteilt worden sei, hätten viele Muslimbrüder die Todesstrafe gegen Mubarak gefordert, fügt Bischof Kyrillos William hinzu. Damals habe er sehr deutlich den Unterschied gespürt „zwischen der christlichen Sichtweise, die die Kriterien des Erbarmens und des Mitgefühls auch der Justiz zugrundelegt, und einer ‚alttestamentlichen’ Mentalität, in der das Prinzip ‚Auge um Auge und Zahn um Zahn’ gilt“.

 

(fides 18.05.2015 sk)








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