2015-05-10 11:02:00

Kubas Präsident im Vatikan: Ein Kommentar


Ein Schritt auf einem längeren Weg Richtung Öffnung und Frieden: Zum Besuch von Raúl Castro bei Papst Franziskus ein Kommentar von Pater Bernd Hagenkord.

Die Welt solle sich für Kuba öffnen und Kuba für die Welt. Das waren die auffordernden Worte von Papst Johannes Paul II. bei seinem Besuch auf Kuba 1998. Und 2012 fügte Benedikt XVI. die Bitte um Versöhnung hinzu. Das Sich-Öffnen ist vielleicht eher politisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich zu verstehen, die Versöhnung eine innere Haltung, aber im Fall der festgefahrenen Beziehungen zwischen den USA und Kuba sind es zwei Seiten derselben Medaille.

Als Kubas Staatschef Raúl Castro an diesem Sonntag im Vatikan vorfuhr, lag von dieser Öffnung und Versöhnung etwas in der Luft. Noch einmal der Dank an den Papst, eine sehr lange Unterhaltung unter vier Augen, freundliche Worte danach.

Seit dem Sturz der Regierung Battista in den 60er Jahren war Kuba immer mehr zu einer kommunistischen Diktatur geworden, abgeschlossen gegen die USA. Und die USA ihrerseits hatten ein Embargo verhängt. Eine Politik, die keine Ergebnisse gebracht hat, wie Präsident Barack Obama im Dezember vergangenen Jahres zugegeben hat. Um dann mit Castro das erste Mal die Hand zu schütteln.

Papst Franziskus hat bei alldem seine Rolle gespielt. Er hat das Seine dazu beigetragen, dass aus der inneren Bereitschaft, sich nach all den Jahren zu bewegen, sich zu öffnen und vielleicht sogar Versöhnung zu wagen, konkrete politische Handlungen wurden. Dafür der Dank.

Es war ein als „privat“ gekennzeichneter Besuch, die offiziellen Staatsbesuche galten Algerien, Russland zum Ende des Zweiten Weltkrieges und an diesem Sonntagnachmittag Italiens Ministerpräsidenten Matteo Renzi. Aber dieser private Besuch markiert sehr viel mehr gesellschaftlichen und politischen Wandel, als es die Formel eines „privaten“ Besuches vermuten lässt.

Kuba braucht Freunde und Stabilität, und dazu auch Moskau und Italien.

Wenn aber Papst Franziskus im September selber nach Kuba fährt und dann weiter in die USA, dann bringt er noch einmal die Erinnerungen an die Aufforderung nach „Öffnung“ und „Versöhnung“ mit. Es hat lange gedauert.

Aber nun stehen die Chancen gut, dass die jahrzehntelange Blockade, die in der Kubakrise fast in einen Weltkrieg gemündet war, ein Ende hat. Der Besuch Castros bei Papst Franziskus an diesem Sonntagmorgen ist eines der Zeichen dafür, dass die Welt sich wandelt.

(rv 10.05.2015 ord)








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