2015-05-09 09:09:00

Kräutler: „Wirtschaft tötet“ am Amazonas


Eine „Wirtschaft, die tötet“, wie sie Papst Franziskus in seinem Apostolischen Schreiben „Evangelii gaudium“ kritisiert, ist in Lateinamerika häufig Realität. Das hat der österreichisch-brasilianische Bischof Erwin Kräutler jetzt einmal mehr beklagt. Kräutler kritisiert gegenüber der Nachrichtenagentur kathpress den Wirtschaftskurs der neuen-alten brasilianischen Regierung und blickt den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro 2016 ohne positive Erwartungen entgegen. Wie bei der Fußball-WM 2014 würden die armen Menschen davon nicht profitieren, ganz im Gegenteil werde die Kluft zwischen Arm und Reich im Land immer größer, so der Bischof. Was sich rund um den Kraftwerksbau Belo Monte und die Zwangsumsiedlung von bis zu 50.000 Menschen abspiele, sei unfassbar, so der Bischof weiter. Der aus Voralberg stammende Kräutler wirkt seit Jahrzehnten als Missionar am Xingu-Fluss im Amazonasgebiet, unter bedrohten Indianerstämmen.

Hohe Erwartungen hat der Bischof an die kommende Ökologie-Enzyklika von Papst Franziskus, bei der es nicht nur um bloßen Umweltschutz gehen werde. „Die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes, die Unterdrückung der indigenen Bevölkerung und die zunehmende Kluft zwischen Arm und Reich im Land dürfen nicht mehr länger hingenommen werden“, so Kräutler. „Was hier am Amazonas geschieht, hat Konsequenzen für die ganze Welt“, warnt er. Zudem gelte es, die Verantwortung nicht nur für die Gegenwart, sondern auch für kommende Generationen ernst zu nehmen. Die Schöpfungstheologie werde im Text aus dem Vatikan voraussichtlich ausgeweitet und nehme auch die realen Lebensumstände der Menschen in den Blick. Bischof Kräutler hat dem Vernehmen nach für die Papst-Enzyklika wichtige inhaltliche Beiträge geleistet und zugearbeitet.

Kräutler hält sich derzeit für einige Tage in Österreich auf. Am Donnerstagabend erhielt er in Wien den Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln. Die Auszeichnung ist mit 10.000 Euro dotiert.

(kap 09.05.2015 mg)








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