USA: Erzbischof von Baltimore entsetzt über Unruhen

Auch in der vergangenen Nacht ist es in Baltimore im Osten der USA wieder zu Unruhen gekommen. Demonstranten forderten die Polizei und die Nationalgarde heraus, die nach den schweren Ausschreitungen in der Nacht von Montag auf Dienstag eine Ausgangssperre durchsetzen sollten. Ursprünglich haben sich die Proteste daran entzündet, dass der 25-jährige Afroamerikaner Freddie Gray unter ungeklärten Umständen in Polizeigewahrsam gestorben ist. Proteste blieben tagsüber weitgehend friedlich, doch nachts tobte die Gewalt: 150 Brandherde in der Krawallnacht, zerstörte Geschäfte, Verletzte, 200 Festnahmen.

Erzbischof William E. Lori ruft dringend zur Ruhe und zu einem sachlichen Dialog auf. „Natürlich müssen wir Gerechtigkeit herstellen! Natürlich müssen wir etwas gegen die systembedingten Gründe von Armut, von Mangel an Schulbildung und Arbeitsmöglichkeiten tun! Und wir müssen auch Vertrauen untereinander in unserer Gemeinschaft herstellen. Aber der Weg, um das alles zu erreichen, ist doch nicht die Gewalt!“ Auch andere religiöse Führer in der Stadt versuchen die Lage zu beruhigen; Pastor Jamal Bryant, der die Proteste eine Woche lang angeführt hat, rief die Demonstranten dazu auf, nach Hause zu gehen, eine muslimische Gruppe schlug Plünderer in die Flucht und schützte einen Alkoholladen mit einer Menschenkette. Erzbischof Lori: „Es ist wichtig, dass wir unsere Ansichten mit Nachdruck, offen, vertreten – aber auf gewaltlose Weise! Gewalt dient nicht der Sache der Gerechtigkeit... Ich bitte alle, für die Stadt zu beten, für das Erzbistum – zu beten, dass Frieden und Gerechtigkeit Einzug halten.“

Es ist das erste Mal seit der Ermordung von Martin Luther King 1968, dass die Nationalgarde auf den Straßen von Baltimore aufzieht. Bei den tagelangen Unruhen vor 47 Jahren waren mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen, in einigen Vierteln sind heute noch Spuren der damaligen Zerstörungen zu sehen.

(rv/ap 29.04.2015 sk)