2015-04-25 12:36:00

Buchtipp: Mit Gott im Gulag


Eine Rezension von Mario Galgano

Viele Heilige waren wohl in ihrer Kindheit nicht unbedingt Musterknaben, selbst wenn sie dann später in ein Orden eintraten, bleibt das hängen. Der polnisch-amerikanische Jesuit Walter Ciszek kam 1904 auf die Welt und hatte eine schwere Kindheit, nicht etwa weil er in einer Familie mit Problemen aufwuchs, sondern weil er wohl einen schweren Charakter besaß. Er bezeichnete sich selber als ein Rabauke. Völlig überraschend für seine Eltern trat er dem Jesuitenorden ein und wirkte seit 1939 als Missionar in der Sowjetunion. Kaum war er als Verkünder der Frohen Botschaft im kommunistischen Reich tätig, wurde er verhaftet - nicht wegen seinem schweren Charakter sondern wegen seiner Tätigkeit als Jesuit - und 1941 musste er als „Spion des Papstes“ zuerst im berüchtigten Moskauer Lubjanka-Gefängnis für fünf Jahre und später im sibirischen Gulag für 15 Jahren „seine Strafe“ absitzen. 1963 wurde er in die USA abgeschoben, da man ihn mit zwei Sowjetspionen austauschte. Nun soll Pater Ciszek selig- und später heiliggesprochen werden. Seit 2012 liegt seine Causa in Rom vor. Denn während der gesamten Zeit im Gefängnis und im Gulag widmete er sich seinen Mitmenschen und blieb seinem Glauben an Christus treu.

Im Echter-Verlag ist nun seine Autobiographie auf Deutsch erschienen mit dem Titel: „Mit Gott im Gulag. Verurteilt als Spion des Papstes“. In seinem Bericht beschreibt der Jesuitenpater, der 1984 verstarb, wie er die Jahre im Gulag konkret verbracht hatte. Er geht auf die zermürbenden Verhöre der Sowjetbehörden ein, erzählt von den schweren Zwangsarbeiten und erläutert, welche Schikanen im Gefängnis und im Gulag erleben musste. Sein Vertrauen auf Gott und die Hoffnung seines Glaubens gaben ihm Halt. Die Autobiographie ist packend geschrieben. Das Buch ist in 20 Kapitel gegliedert. Es beginnt mit Ciszeks Weg in den Jesuitenorden, dem Vorwort und es folgen Nachwort und „Wie es weiterging“. In seiner Schrift findet man aber keine Polemik, keine Verurteilung seiner Peiniger. Bis ins letzte Detail beschreibt er seine traurigen Erfahrungen und unweigerlich stellen sich beim Leser die Fragen, wie so etwas geschehen konnte und ob es vielleicht nicht auch heute noch, solche Gulags auf der Welt gibt. Ciszek selber schreibt an einer Stelle: „Der Fortschritt der Menschheit, der abstrakte Begriff ,Menschlichkeit´ oder ein verklärtes Menschenbild sind allerdings dürftige Ideale, die angesichts der Erfahrungen des Alltags und der Mühe des täglichen Lebens schnell ihre inspirierende Kraft verlieren.“

Walter J. Ciszek: Mit Gott im Gulag. Verurteilt als Spion des Papstes, erschienen im Echter-Verlag. Preis: ca. 17 Euro.








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