2015-04-23 12:49:00

Frankreich: Attentat auf Kirchen vereitelt


Eher zufällig hat die französische Polizei offenbar ein geplantes Attentat auf zwei katholische Kirchen in Villejuif im Süden von Paris vereitelt. Das hat Premierminister Manuel Valls am Mittwoch bestätigt. Der mutmaßliche Attentäter ist ein 24 Jahre alter Informatikstudent, der aus Algerien stammt und seit 2010 in Frankreich lebt. Nur selten sind bisher katholische Einrichtungen in Frankreich von Islamisten bedroht worden, sagt der französische Bischof Michel Santier im Gespräch mit Radio Vatikan. Folglich sei die Angst bei den Katholiken groß - was wohl auch das Ziel der Islamisten sei.

„Bisher erhielten vor allem Synagogen und einige Moscheen besonderen Polizeischutz. Ich gehe aber davon aus, dass die französische Regierung weiß, welche Zielobjekte gefährdet sind, und dementsprechend für Schutz sorgt. Ob dazu auch Kirchen gehören, wird somit von den Behörden bestimmt. Dass aber auch katholische Einrichtungen in Frankreich gefährdet sind, liegt meines Erachtens daran, dass sich unsere Regierung für verfolgte Christen einsetzt. Wir haben nun die Solidarität des Papstes, aber auch den Appell des Pariser Kardinals André Vingt-Trois, der zu mehr Vorsicht aufruft. Ich schließe mich dem an.“

Dies bedeute aber keinesfalls, dass nun die Angst die Überhand gewinnen dürfe, so der Bischof. Panikmache sei falsch, sie sei genau das, was die Attentäter wollten, fügt Santier an. An einen Kampf der Kulturen glaubt der Gottesmann nicht; dass einige Jugendliche den Sirenenklängen der Islamisten erlägen, liege an ihrem Ausschluss aus der Gesellschaft.

„Angst kann ein schlechter Berater sein für die Jugend. Es ist für viele von ihnen schon jetzt sehr schwierig, vor allem für jene in den Vorstädten, den Banlieues. Viele haben Mühe damit, ihre Identität zu finden, und fühlen sich von allem ausgeschlossen. Wir Katholiken sollten deshalb eine Kultur des Dialogs fördern und aufzeigen, dass die Geschwisterlichkeit über Hass und Gewalt obsiegt.“

Der verhaftete Informatikstudent war den Behörden bereits bekannt; er soll geplant haben, nach Syrien zu gehen. Gefundenes Material belege die Anschlagspläne „unzweideutig“. Sie richteten sich „vermutlich gegen eine oder zwei Kirchen“, erläuterte Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve. Premierminister Valls erklärte, 178 Gebäude der katholischen Kirche würden jetzt von der Polizei bewacht. Valls geht davon aus, dass der Pariser Beinahe-Attentäter Anweisungen aus Syrien erhalten hat.

Im Januar hatte eine islamistische Anschlagsserie Frankreich erschüttert. Bei Angriffen auf die Redaktion der Satirezeitung „Charlie Hebdo“, einen jüdischen Supermarkt und eine Polizistin sowie beim entsprechenden Polizeieinsatz waren zwanzig Menschen getötet worden, darunter die Terroristen.

(faz/rv 23.04.2015 mg)








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