2015-04-18 14:31:00

„Sterben in Würde“ - Woche des Lebens


Die diesjährige „Woche für das Leben“ der katholischen und evangelischen Kirche in Deutschland steht unter dem Leitmotto: Sterben in Würde. Eröffnet wurde die bundesweite „Woche für das Leben“ mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Hamburger Hauptkirche St. Katharinen.

Für den Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche Bedford-Strohm handelt es sich beim diesjährigen Thema um eine wichtige Frage, denn es betrifft jeden. Mit der „Woche für das Leben“ wolle man sehr deutlich sagen, dass in schwierigen Situationen am Lebensabend das intuitive Tötungstabu nicht aufgeweicht werden dürfe: „Wir sagen, es gibt andere Möglichkeiten, nämlich das Menschen liebevoll begleitet werden am Lebensende, mit viel Zeit begleitet werden. Auch die Schmerzmedizin muss wirklich genutzt werden, die es möglich macht, dass Menschen ohne Schmerzen sterben können.“ Natürlich sei die Selbstbestimmung sehr wichtig, daher habe man die Möglichkeit der Patientenverfügung, die auch Bedford-Strohm selber hat. Dies müsse aber klar davon unterschieden werden, wenn man sein Leben vorzeitig beenden möchte und dafür sogar Organisationen für einstehen. Das sei der falsche Weg, so Bedford-Strohm. Denn Selbstbestimmung bedeute nicht, dass man allein sei, betont der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Kardinal Reinhard Marx. „Denn wir sind doch eingebunden in die Beziehungen. Ich bin ja nicht alleine auf der Welt. Ich habe Verantwortung, ich habe Freunde, ich habe eine Familie, ich habe eine Aufgabe. Erst recht wenn wir religiös Menschen sind. Dass muss nicht jeder sein, das möchte ich niemanden aufdrängen, aber auch dann haben wir eine besondere Verpflichtung zu sagen, ‚was ist mein Auftrag in dieser Welt‘. Und da kann ich nicht mit solch einem Konzept von Autonomie sagen, ich bestimme selbst und ich brauche niemanden zu fragen. Das ist eine ganz merkwürdige Art der Autonomie, die ich nicht akzeptieren kann.“

Der Ratsvorsitzende der EKD Bedford-Strohm beobachte mit Sorge die Entwicklung, dass Menschen, die an Demenz erkrankt sind, mit Ansage sich selber das Leben nehmen, aus Angst vor einer Verblödung, wie sie es selber ausdrücken. „Solche Ausdrücke fallen da. Wenn jemand sowas sagt, dann muss er sich klar machen, dass er ein ganz schlimmes Urteil für ganz viele andere Menschen fällt, die dement sind, die liebevoll begleitet werden und die überhaupt nicht mit dem Etikett ‚Verblödung‘ hier abgewertet werden dürfen. Deswegen ist sowas nie nur eine persönliche Sache, sondern es ist immer auch eine Sache, welches gesellschaftliche Klima fördern wir.“

Angesichts der steigenden Zahlen von Demenzkranken ist die Frage nach einem würdevollen Sterben für Kardinal Reinhard Marx eine wichtige Frage, eine Testfrage für die Zukunft auch unabhängig von allen religiösen Argumentationen.

(rv 18.04.2015 pdy)








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