2015-04-17 10:13:00

„Seelsorgende in Deutschland sind erstaunlich zufrieden“


„Die Seelsorgenden in Deutschland sind erstaunlich zufrieden“. Das sagt der Psychologe und Priester Eckhard Frick über die Ergebnisse der ersten gesundheitspsychologischen Studie über Seelsorgende in Deutschland. Die Studie wird an diesem Freitag im Rahmen einer Tagung in Berlin vorgestellt. 20.000 Seelsorgende waren angeschrieben worden, ausgewertet und verantwortet wurden die Ergebnisse von Psychologen, Medizinern und Therapeuten. „Die Studie ist nicht im Auftrag der Bischöfe erstellt worden, wohl aber in Abstimmung. Wir geben keine Rezepte oder Ähnliches, wir wollen die Daten und auch die problematischen Aspekte zuerst einmal sichten und interpretieren, das auch mit den Verantwortlichen in den Diözesen und Ordensgemeinschaften und auch mit den beteiligten Seelsorgenden“, so Frick gegenüber Radio Vatikan. Problematische Aspekte sind zum Beispiel die Unterstützung durch Vorgesetzte oder deren Fehlen. Zwei Drittel der befragten Priester berichten über positive Erfahrungen mit dem Zölibat, ein Drittel berichtet von Belastungen durch diese Lebensform.

Erstaunlich mag zunächst erscheinen, dass die Strukturveränderung der Kirche hin zu immer größeren Einheiten keine direkte kausale Wirkung auf die Lebenszufriedenheit der Seelsorgenden hat. „Das ist in der Tat überraschend. Es ist nicht so sehr entscheidend, wie die objektiven äußeren Belastungen sind, sondern wie die Einzelnen damit umgehen, auch im Kontext eines Seelsorgeteams. Wir dürfen jetzt allerdings nicht die kurzschlüssige Folgerung daraus ziehen, dass äußere Faktoren überhaupt keine Rolle spielen. Es geht um die Bewältigung, es geht beispielsweise um Faktoren wie sie Selbstwirksamkeit: Habe ich als Seelsorgerin oder Seelsorger die Überzeugung, etwas bewirken zu können. Wenn das der Fall ist, kann ich auch mit äußeren Belastungen besser umgehen. Wir sehen zum Beispiel, dass die Seelsorgenden in der so genannten Kategorialen Seelsorge – in Gefängnissen, Krankenhäusern oder ähnlich – sich leichter tun als die in der Pfarrseelsorge. Die Pfarrseelsorge mit ihren vielfältigen Aufgaben stellt vor größere Belastungen.“

Neben dem persönlichen Umgang und der Unterstützung in der Seelsorge spielen aber auch aktuelle Faktoren eine Rolle, negativ etwa die Debatte um Kirchensteuern, um den Bischof von Limburg, um den Umgang mit Missbrauchsfällen. Positiv sei in den Einzelgesprächen mit einigen Seelsorgenden aber auch immer wieder der Franziskus-Effekt für die Kirche genannt worden, so Frick.

 

Hintergrund

Die Studie geht darauf ein, was Seelsorgenden dabei hilft, gesund zu sein oder zu bleiben. Ein wichtiger Punkt dabei ist die Lebens- und Arbeitswelt in der Seelsorge: Tätigkeitsfelder und die Arbeitsbedingungen haben Auswirkungen auf die Lebenszufriedenheit und die Gesundheit der Seelsorgenden. Ausführlich geht die Studie auch auf die sozialen Beziehungen ein, darunter auf die Frage nach dem Erleben des Zölibats und die Frage, wie Beziehungen als Ressource genutzt werden. Außerdem geht die Studie auf die Bedeutung von Spiritualität und Gebetsleben ein.

 

(rv 17.04.2015 ord)








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