2015-04-14 14:03:00

Hilfe ohne Abhängigkeit in Erbil


Der Erzbischof von Westminster, Kardinal Vincent Nichols, hat die Stadt Erbil im Nordirak besucht. In der Hauptstadt der autonomen Kurden hat er christliche Flüchtlinge getroffen, die aus Dörfern fliehen mussten, die von der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) überrannt wurden. Über 120.000 Männer, Frauen und Kinder konnten mit ein paar Stunden Vorsprung vor der IS fliehen.

Der Erzbischof ist in den Irak gereist, um über 120.000 Flüchtlingen Hoffnung zu spenden, aber auch um zu schauen, wie die Kirche auf die Not der Menschen reagiert. „Ich denke, dass charakteristischste hier, was ich lernen konnte, war, dass hier auf eine Art und Weise geholfen wird, die nicht die Würde der Vertrieben verletzt. Das hier ist keine Übung, die Menschen abhängig zu machen.“ Die Kirchen vor Ort wollen den Menschen Stabilität geben, vorwärts zu schauen und wieder Verantwortung über ihr eigenes Leben wiedererlangen.

Kardinal Nichols war unter anderem Gast des chaldäischen Erzbischofs von Erbil, Bashar Warda. Zusammen mit Warda besuchte er eben jene Zentren, wo Flüchtlinge aufgefangen werden, ihnen Stabilität gegeben wird, um ihre Traumata zu bewältigen, und ihnen wieder ein Zuhause gegeben wird. „Es war eine wundervolle und vor allem inspirierende Zeit, in der wir fürchterliche Geschichten gehört haben und viel Ärger und Frustration miterleben konnten. Aber auch enorme Großzügigkeit, die sehr inspirierend ist,“ so der Bischof, der seit Samstag in Nordirak zu Besuch ist.

Der chaldäische Bischof Warda will den Flüchtlingen aber nicht nur durch sogenannte Soforthilfe helfen, sondern auch in die Zukunft der Flüchtlinge investieren. Verschiedene Schulprogramme und eine neue Universität soll den Flüchtlingen eine Perspektive geben, berichtet Nichols: „Was jetzt wirklich gebraucht wird, dass die Programme des Bischofs verbreitet und unterstützt werden. Das wird den Effekt haben, dass nicht nur seine Projekte unterstützt werden, sondern vor allem die Zukunft und die Bildung der Kinder. Was aber wirklich erwähnt werden muss, ist die Koordinierung der christlichen Kirchen untereinander, die syrische, die orthodoxe, die katholische und chaldäische. Alle arbeiten zusammen, das ist für uns wirklich beispielhaft,“ beschreibt Nichols die Zusammenarbeit der Kirchen für die Flüchtlinge. Aus Nichols Sicht kann an die Zukunft der Region nicht ohne die Präsenz der christlichen Kirche gedacht werden, denn es sei ein Geschenk der christlichen Gemeinschaft, sich den Herausforderungen der Region zu stellen.

Die Mehrzahl der Flüchtlinge kommen aus der Ninive-Gegend und wollen, so weiß Nichols, wieder in ihre Heimat zurückkehren. Das wird nicht so einfach sein, erklärt er: „Zuerst einmal muss die Region von der Kontrolle von der IS befreit werden. Dann müssen die Dörfer und Teile von Mossul gesichert werden, denn so wie wir das verstanden haben, sind dort Minenfallen, die geräumt werden müssen, bevor man dort wieder hinreisen kann.“ Erst danach können der Wiederaufbau in der Region von Ninive begonnen, Strukturen wie Rechtstaatlichkeit aufgebaut und die Angst vor einem Zusammenleben abgebaut werden. Es wird ein langer Weg sein, weiß Nichols.

(rv 14.04.2015 pdy)








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