2015-04-13 14:14:00

Nigeria: Neue Regierung hat viel zu tun


800.000 Kinder in Nigeria sind auf der Flucht, die vor einem Jahr entführten Mädchen sind nach wie vor verschwunden, ein Ende des Terrors ist nicht in Sicht: Die Erwartungen an die neue Regierung des Landes sind angesichts der unruhigen Lage hoch. Das berichtet Jesuitenpater Agbonkhianmeghe E. Orobator im Gespräch mit Radio Vatikan. Orobator ist gebürtiger Nigerianer; er lebt und arbeitet im kenianischen Nairobi als Direktor des Instituts für Friedensforschung und internationale Beziehungen. 

Zwei Wochen nach dem Regierungswechsel in Nigeria fanden nun auch Wahlen in den einzelnen Bundesstaaten statt. Die Partei des neuen Präsidenten Muhammadu Buhari APC konnte dort teilweise Erfolge erzielen, sodass die Regierung nun mehr Spielraum haben wird. Für sie stehe viel auf der Agenda, so Pater Orobator: nicht nur der Kampf gegen den Terror, sondern auch der gegen die Korruption. Die Rolle der Kirche sieht Orobator als eine Art Anwaltschaft, die die Politiker zur Rechenschaft ziehen soll. „Ich würde ... sagen, dass als erstes auf der Liste die Sicherheitssituation in Nigeria steht: wie mit dem Problem der ortsspezifischen Gewalt und wie mit den Aufständen von Boko Haram umgegangen werden soll. Ich denke, das wird die Priorität sein.“

Das Leben ganzer Regionen sei durch die Umtriebe der Terrormiliz Boko Haram zum Erliegen gekommen, berichtet der Pater: Menschen seien vertrieben worden, die Kinder könnten nicht mehr zur Schule. Zunächst müsse Nigerias Regierung sich um eine Sicherung der Regionen im Norden des Landes kümmern, schlägt er vor. Um die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten, müsse man mit den Nachbarländern zusammenarbeiten - auch militärisch, sollte ein Dialog mit den Terroristen nicht gelingen. „Als Regierung von Nigeria hat sie alle Mittel. Wenn es irgendeinen Weg gibt, in Kontakt und einen Dialog zu treten mit diesen Menschen oder ihren Unterstützern, erwarte ich von der Regierung, dass sie das macht. Wenn man keine Möglichkeiten zur Öffnung und zum Dialogs sieht, erwarte ich von der neuen Regierung, sicherzustellen, dass die Sicherheitskräfte von Nigeria mit den Nachbarländern Tschad, Kamerun und Niger zusammenarbeiten, um eben diese bewaffneten Aufständischen zu entwaffnen.“

Die Befreiung der entführten Mädchen dürfe nicht vernachlässigt werden, erinnert der Geistliche weiter. Vor einem Jahr wurden fast 300 Mädchen aus einer Schule in Chibok verschleppt, einige konnten fliehen oder wurden frei gelassen, doch die Mehrzahl von ihnen ist immer noch in Gefangenschaft. Seit fast einem Jahr fehlt von den Entführten jede Spur - für Pater Orobator kein Grund, die Mädchen aufzugeben: „Ich denke, dass es Teil der Strategie der neuen Regierung sein sollte, sicherzustellen, dass wir diese Mädchen finden, damit wir wissen, wo sie sind und sie retten können. Ich denke nicht, dass es schon zu lange her ist, um sagen zu können, wir geben die Hoffnung auf. Nein!“

 (rv 13.04.2015 pdy)








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