2015-04-10 11:38:00

Brot und Blumen: Der Vatikan-Pavillon bei der Biennale


„Am Anfang war das Wort und das Wort ist Fleisch geworden“, so lautet das dem Johannesevangelium entliehene Thema des vatikanischen Pavillons bei der nächsten Biennale. Es ist das zweite Mal, dass sich der Heilige Stuhl bei der großen internationalen Schau zeitgenössischer Kunst in Venedig präsentiert. Der Vatikan-Pavillon wird von zwei weiblichen und einem männlichen Künstler aus Kolumbien, Mazedonien und Mosambik gestaltet. Die Auswahl sei eine junge, multikulturelle mit weiblichen Schwerpunkt, sagte der Präsident des päpstlichen Kulturrates Kardinal Gianfranco Ravasi. Die Förderung des Dialogs von Glaube und Kunst sei dem Vatikan ein Anliegen. Im letzten Jahrhundert sei diese Kunstförderung etwas ins Hintertreffen geraten. Heute seien die Prämissen anders.

„Meiner Meinung nach ist das Engagement der Kirche im Dialog mit der Kunst anders als es in der Renaissance die Kardinäle hielten. Es ist ein Engagement aus unseren Zeiten, auch des Pontifikates von Papst Franziskus. Ich behaupte weiterhin, dass die Schönheit auch die Armen erreichen soll, nicht nur das Essen. Es gibt dieses indianische Sprichwort, das besagt: Wenn du zwei Brotstücke hast, dann gib eines einem Armen, das andere verkaufst du und kaufst dafür eine Blume, die du dem Armen schenken. Der Arme hat das Recht nicht nur das Brot zu bekommen, sondern auch die Blume“.

Die „Blume“ des Heiligen Stuhles bei der Biennale, der Pavillon, kostet rund 400.000 Euro, hieß es bei der Vorstellung im vatikanischen Pressesaal. Übernommen wurden diese Kosten von Privatsponsoren, darunter eine Mailänder Großbank. Micol Forti, die Kuratorin des Pavillons:

„Wenn diese Biennale es uns erleichtert den Blick zu erweitern, unsere Neugier zu erwecken, Horizonte zu erweitern, dann wird sie es wert gewesen sein.“

Was wird dort zu sehen sein?  Eine narrative Video-Installation auf sechs Bildschirmen auf starkfarbigen Wänden der aus Kolumbien stammende Monica Bravo, geboren 1964. Eine monumentale architektonische Installation, ein Stoff wie eine Haut, die auch organische Reststoffe beinhaltet, zeigt die aus Mazedonien stammende Elpida Hadzi-Vasileva (geb. 1971). Von dem in Mosambik geborenen Künstler Mario Macilau wird eine poetische Fotographie-Präsentation von neun Werken zu sehen sein. Sie soll die Beziehung von Jetzt und Vergangenheit präsentieren, sichtbar und unsichtbar. Über die Realität hinweg zu sehen, neue Sphären schaffen - das sei die Aufgabe der Kunst und auch der Beziehung von Kunst und Glaube. Der Präsident der Biennale Paolo Baratta meint dazu:

„Es ist ein permanenter Konflikt zwischen dem Künstler und dem, was ihn im Inneren bewegt, einerseits, und der Sprache, die er nützt um das zu kommunizieren, andererseits. Das ist der Logos des Konflikts des Künstlers.“

Die 56. Kunstbiennale dauert vom 9. Mai bis 22. November 2015. Der Vatikan wird auch bei der Weltausstellung Expo in Mailand zum Thema Nahrung mit einem Pavillon vertreten sein. Dieser wird in der nächsten Woche vorgestellt.

 (rv 10.04.2015 no)

 

 

 








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