2015-04-06 13:55:00

Duschen und Friseur für Obdachlose im Vatikan: „Mein Herz wurde weich“


Seit ein paar Wochen gibt es im Vatikan Duschen und sogar einen Haar- und Bartschneide-Service für Obdachlose. Der Dienst wird rege genutzt, von Italienern wie auch von Ausländern, und es geht dabei nicht nur um die Körper-, sondern auch um die Seelen-Hygiene: „Wir hören ihnen zu“. So bringt es ein Freiwilliger auf den Punkt, der sich der Obdachlosen in der vatikanischen Service-Station am Petersplatz annimmt. „Viele kommen hierher, weil sie niemanden haben, um über ihr Schicksal zu sprechen“, sagt Giorgio Serpi. „Sie erzählen uns ihre Lebensgeschichten, und so merken wir, dass Obdachlose Menschen sind wie du und ich. Sie haben dieselbe Würde wie alle anderen Menschen. Es ist schon traurig, wenn man ihre Lebensgeschichten hört und vor allem von ihren Niederlagen und Ausgrenzungen erfährt. Oft ist es so, dass sie gezwungen sind, auf der Straße zu leben.“

Serpi kümmert sich um den Empfang der Hilfsbedürftigen unter den Bernini-Kolonnaden auf dem Petersplatz. Er zeigt ihnen, wo die Duschen sind und führt sie dann auch jeweils montags zu den Friseuren. „Es sind so zwischen 30 und 35 Menschen, die hierher kommen, zumindest solange ich im Dienst bin. Morgens kommen vor allem ältere Obdachlose. Vom Aussehen fallen sie gar nicht auf. Sie sind anders als die, die sich mit Schlafsack und Kartons am Straßenrand oder in der Nähe des Petersplatzes aufhalten. Es sind normal gekleidete und gepflegte Bürger, die in der Stadt herumwandern, weil sie ihren Job verloren und deshalb kein Zuhause haben.“

Auch Jugendliche befinden sich unter den Hilfsbedürftigen, die von den Duschen und dem Vatikan-Friseur Gebrauch machen, wie Serpi sagt. „Mein Herz wurde weich, als ich so junge Menschen hier sah. Zum Beispiel kommt ein junger Ukrainer, der zwar von einer römischen Familie adoptiert wurde, aber aus diesem Zuhause weggelaufen ist und jetzt auf der Straße lebt. Wenn man junge Menschen sieht, die so leben, dann versteht man nicht, weshalb unsere Gesellschaft nicht mehr für sie tut.“

(rv 06.04.2015 mg)








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