2015-03-29 11:14:00

Schönborn: „Papst darf reden, wie ihm der Schnabel gewachsen ist“


Der Papst darf in seinen Äußerungen auch „nach normalem Menschen klingen“ und soll „so reden, wie ihm der Schnabel gewachsen ist“: Das hat Kardinal Christoph Schönborn in einem Gastbeitrag für die „Presse“ in der Sonntagsausgabe dargelegt. Das mitunter saloppe Reden und die unbekümmerte Wortwahl von Franziskus seien Teile einer „erfreulichen Enthöhung“ der Person des Papstes, so der Wiener Erzbischof, der zugleich einen Verlust von Debattenkultur bedauerte: Ein bloßes „lauern auf Fußangeln“ und reflexartige Empörungen über Einzelsätze bringe die Auseinandersetzung nicht weiter. Relativ neu sei die Auffassung, dass der Papst „einer von uns einfachen Menschen“ sei, legte Schönborn dar. Zuvor habe das Petrusamt im 19. Jahrhundert eine „zeremonielle und protokollarische Überhöhung und Entrückung“ erfahren, was der Kardinal auch als Reaktion auf den politischen Machtverlustes beschrieb. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts habe sich dies umgekehrt: Die Papstkrone, die dreistöckige Tiara oder die von zwölf Männern getragene Sänfte seien ebenso wie der Majestätsplural entsorgt und das Protokoll gelockert worden.

Rücktritt von Franziskus denkbar

Kardinal Schönborn hält einen Rücktritt von Papst Franziskus nach dem Beispiel von Benedikt XVI. für „denkbar“. Der Papst habe sich ähnlich wie bei seiner jüngsten Aussage, sein Pontifikat werde nur kurz dauern, schon früher geäußert, so der Wiener Erzbischof in einem vorab veröffentlichten Interview mit der Zeitung „Österreich“ in der Sonntagausgabe. Es sei typisch für den Stil von Franziskus, dass er dieses Empfinden habe und auch formuliere. Schönborn: „Er sagt, was er denkt.“

Zum Profil der drei in Österreich anstehenden Bischofsernennungen erklärte der Wiener Erzbischof, es sollten Menschen sein „im Sinne dessen, was Papst Franziskus vorlebt“. Wichtig seien dabei besonders ein „Gespür für Menschen und ein glaubwürdiges Gespür für Gott“, hob Schönborn hervor, und weiter: „Die Kirche braucht Mut, kein Jammern“.

(kap 29.03.2015 mg)








All the contents on this site are copyrighted ©.