2015-03-26 09:58:00

Indien: Mukti Bosco und ihr Kampf gegen die Armut


Gesundheitsvorsorge im indischen Slum: Gibt es das? In Ansätzen ja. 70 Prozent der Krankheitsfälle, die im Slum auftreten, würden durch Information über Hygiene gar nicht erst auftreten. Die katholische Sozialarbeiterin Mukti Bosco ist eine Pionierin auf diesem Gebiet. Sie setzt dabei ganz auf Frauen, weil diese das Leben in der indischen Familie – gerade auch in der armen indischen Familie – zusammenhalten. Jüngst stellte sie ihre Organisation „Healing Fields“ im Vatikan vor.

„Was macht ihr, wenn jemand krank wird?“ Diese Frage stellte die Entwicklungshelferin Mukti Bosco armen Frauen in indischen Slums, in Kalkutta oder Mumbai oder in ländlichen Gegenden. Die Frauen antworteten, wenn jemand krank würde, dann verkauften sie Teile ihres Hab und Guts, gingen arbeiten und nähmen die Kinder von der Schule, weil sie mit anpacken müssten. Für Mukti waren diese Antworten der Impulsgeber für die Gründung ihrer Hilfsorganisation „Healing Fields“.

Die Katholikin Mukti Bosco ist eine indische Hilfsaktivistin. Sie ist Mitgründerin und Generalsekretärin der Organisation „Healing Fields“. Ihre Non-Profit-Organisation kümmert sich seit 16 Jahren um die Ausbildung von Frauen zur Vermeidung von Krankheiten und hilft dabei, die Behandlung für arme kranke Menschen zu finanzieren.

„Rund 70 Prozent der Krankheiten kann durch Information vorgebeugt werden“, erklärt Mukti Bosco. „Wir bilden Gesundheitsgruppen. Es kommen Frauen zu uns, die Schulungen zu Hygiene und Krankheiten erhalten. Diese Frauen gehen dann in die Dörfer zurück und erzählen es den Dorfbewohnern. Wenn jemand krank wird, helfen wir mit Krediten, um die notwendigen Medikamente zu bezahlen.“

Wenn man das nötige Kleingeld hat, ist Gesundheitsversorgung in Indien kein Problem. Es hat sich sogar das Phänomen des sogenannten „Gesundheitstourismus“ entwickelt. Menschen reisen beispielsweise aus den USA an, um in Indien von den aus ihrer Sicht günstigen medizinischen Leistungen zu profitieren.

„Wir haben sehr gute Ärzte, aber eben nur für die, die es sich leisten können.“ Die arme Bevölkerung aber, die fast 80 Prozent der Riesennation Indien ausmacht, kann sich diese Behandlungen meist nicht leisten.

Die Organisation von Mukti Bosco bildet ausdrücklich Frauen aus, da sie die sozialen Brückenbauer sind und ihre fürsorgliche Intuition sie selten im Stich lässt: „Die Frauen kümmern sich. Wenn es der Familie nicht gut geht, sind die Frauen da. Sie kümmern sich darum, dass genügend Essen und Kleidung da ist und die Kinder zur Schule gehen. Im Gegensatz zu den Männern, die arbeiten gehen und das Geld einbringen. Die Frauen sorgen sich um das Wohlergehen aller. Sie entscheiden auch, was gekauft wird, haben aber oft nicht viel zu sagen, wenn es um andere, noch wichtigere Entscheidungen geht. Auch deshalb setzen wir in der Gesundheitsvorsorge auf Frauen: Um einmal mehr zu betonen und zu zeigen, dass sie wichtig sind.“

Mukti Bosco kennt die Problematik der Vorurteile gegenüber Frauen auch persönlich. In ihrem Beruf, sie hat Gesundheitsmanagement studiert, musste sie sich immer wieder beweisen. Aber anstatt aufzugeben, will sie ihr Wissen nutzen um Frauen zu bestärken. Für sie ist die Gesundheit die Grundlage für alles andere. Wer gesund ist, kann lernen, damit Arbeit finden und schließlich der Armut entkommen.

(rv 26.03.2015 fs)








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