2015-03-24 10:18:00

Woelki: Rote Karte für Fifa-Chef Blatter


Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hält die Behauptung von Fifa-Chef Sepp Blatter, der Fußball-Weltverband sei einflussreicher als jede Religion, für eine gewaltige Selbstüberschätzung. Im Interview mit dem Domradio empfiehlt der Kardinal dem Schweizer Blatter Besinnung „auf der Bank“. Der Weltfußballverband Fifa hatte in den vergangenen Tagen beeindruckende Zahlen vorgelegt: über 265 Millionen Kicker gibt es weltweit. Das gibt auch der Fußballbegeisterte Kardinal zu. „Aber wenn ich mir anschaue, was wir Christen in den kommenden Tagen feiern werden, da werden weltweit über zwei Milliarden Christen Ostern feiern!“, fügt er an. „Da sind Emotionen überall in den Kapellen und Kirchen, da feiern wir das Leben. Und die Christen sind so von dieser Botschaft begeistert, dass sie hinausgehen in die ganze Welt, um zu verkünden, dass Gott lebt, dass Christus lebt.“ Gläubige seien auch bereit, „in die Slums dieser Welt zu gehen und für diese Botschaft einzustehen.“ Das Ganze habe deshalb eine andere Dynamik als der Fußball, so Woelki und fügt an: „Bei aller Begeisterung für den Ballsport: Ich denke, der Herr Blatter überschätzt sich und seinen Verband da gewaltig. Sich hier mit Ländern oder gar den großen Weltreligionen zu vergleichen, das ist die totale Selbstüberschätzung. Da hat Herr Blatter ein ziemliches Eigentor geschossen. Dafür gehört er auf die Bank, um sich neu auszurichten und zu besinnen.“

Kommerz statt Frieden

Die Fifa hatte vor kurzem verkündet, sich für den Weltfrieden und Völkerverständigung einzusetzen. Das findet auch Kardinal Woelki toll. „Aber man muss auch sehen: Sehr viele Menschen erleben diesen Verband oftmals als wenig überzeugend. Oft geht es doch nur ums Geschäft. Es geht weniger um Frieden, Gerechtigkeit und Gesundheit, sondern vielmehr ums große Geld. Und wo viel Geld fließt, da ist der Weg oft kurz bis zur Korruption. Und da werden dann vielleicht auch manchmal Dinge entschieden, die nicht ganz so glücklich sind. Ich möchte hier als Beispiel nur die Entscheidung für Katar als Ausrichter für die Weltmeisterschaft nennen.“ 2022 soll in dem arabischen Land die WM stattfinden. Skandale rund um die Vergabe überschatteten diese Wahl. Blatter hält an diesen Austragungsort fest. Dasselbe gilt für die WM 2018 in Russland, wo ebenfalls einige Politiker es als unangebracht halten, nachdem das Land in der Ukraine Krieg führt.

(domradio 24.03.2015 mg)








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