2015-03-23 11:57:00

Südsudan: „Wir verlieren ganze Generationen“


„Die Lage ist immer verzweifelter für Kinder: In vielen Gegenden, in denen der Konflikt tobt, werden sie zusammengetrieben und in den Kampf geschickt.“ Das ist der Alarmruf von Unicef mit Blick auf den Südsudan, wo Regierung wie Rebellen in ihrem Machtkampf seit 2013 zusammengenommen 12.000 Kindersoldaten eingesetzt haben (sollen). Dass Friedensgespräche zwischen Präsident Salva Kir und seinem Rivalen Riek Machar wieder einmal gescheitert sind, lässt auch für die nähere Zukunft im wohl ärmsten Staat der Welt nichts Gutes befürchten. „Ja, ich kann bestätigen, dass es Kindersoldaten gibt“, sagt der Provinzial der Comboni-Missionare im Südsudan, Pater Daniele Moschetti, „ich habe selbst Kinder mit Gewehren gesehen.“

„Am Anfang des Kriegs gab es einigen Enthusiasmus“, erklärt der Geistliche, „und darum schlossen sich auch die Kinder und Jugendlichen den Rebellen gegen ihren Feind Salva Kir an. Dann ging der Krieg aber immer weiter, und es gab immer mehr Tote – da habe ich mit eigenen Augen gesehen, wie junge Leute aus den Reihen der Kämpfer ausrissen, sich versteckten. Junge Leute, die mit Gewalt von der Polizei und der örtlichen Miliz abgeholt wurden, um zu kämpfen. Es ist wirklich zum Verzweifeln, wir verlieren ganze Generationen von jungen Leuten!“

Zum Scheitern der Friedensgespräche verweist Pater Daniele auf den früheren Bürgerkrieg, der im heutigen Südsudan vor seiner Abspaltung vom nördlichen Sudan tobte: „Die Leute sind seit vierzig Jahren daran gewöhnt, große Opfer zu bringen. Hier sind etwa zweieinhalb Millionen Menschen getötet worden, und es ist zu unglaublichen Greueltaten gekommen. Die Leute sind daran gewöhnt, den Gürtel enger zu schnallen, auch weil die Lebenskosten hier sehr hoch sind – in jeder Hinsicht. Für uns ist das Entscheidende, dass wir bleiben, wo wir sind, als ein Zeichen der Gemeinschaft, ein Zeichen der Hoffnung: ein Zeichen, dass eine Befreiung möglich wäre. Und die Leute wissen, dass die Kirche bei ihnen ist. Und dass sie im Moment glaubwürdiger ist als alle anderen.“

Die Sache mit den Kindersoldaten ist nach Ansicht des italienischen Missionars kein Verhängnis, man könne, wenn man wolle, durchaus etwas dagegen tun. „Natürlich gibt es im Moment nicht allzugroße Hoffnungen, aber es ist doch logisch, dass alles mal ein Ende nimmt – dieser Krieg wird enden, wie auch andere zu Ende gegangen sind. Man muss die Leute und vor allem die jungen Leute aber jetzt schon darauf vorbereiten, indem man ihnen den Wert des Lebens und die Wertschätzung ihres Volkes beibringt – das ist fundamental. Man muss bei den jungen Leuten anfangen, um etwas Neues aufzubauen. Wir haben hier einen Rebellen namens David Yau Yau; der war lange ein Gegner der Regierung. Nach einer Vermittlung durch einen Bischof im Ruhestand hat er nun die Bedingungen der Regierung akzeptiert – und er hatte 3.000 Kindersoldaten, von denen hat er etwa 800 freigelassen! Das ist eine Entscheidung, mit der er gegen den Strom schwimmt.“

(rv 24.03.2015 sk)








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