2015-03-20 11:59:00

Sierra Leone: Ebola ist immer noch da


Noch vor wenigen Wochen sorgte es für Schlagzeilen, Ängste an Flughäfen und Diskussionen in TV-Talks: Ebola wütet weiterhin in Westafrika, auch wenn man im Westen mittlerweile nicht mehr viel darüber in den Medien hört. Bruder Lothar Wagner (40) lebt seit sechs Jahren in Sierra Leone. In der Hauptstadt Freetown leitet er das Don Bosco Zentrum Fambul (zu Deutsch „Familie“). Der deutsche Salesianerbruder und sein Team kümmern sich vor allem um Straßenkinder. Die Zahl der Ebola-Neuinfektionen in Sierra Leone geht zwar zurück, aber von einer Entspannung der Situation kann leider immer noch nicht die Rede sein. So berichtet Bruder Lothar von 14 Neuinfektionen pro Tag allein in der Hauptstadt Freetown.

„Wir sind sehr beunruhigt, weil immer noch 30 Prozent der Neuinfektionen unerklärbar sind. Die tauchen aus heiterem Himmel auf, die waren in keiner Kontaktliste, und das eben auch über das ganze Land verteilt! Die Situation ist nach wie vor außer Kontrolle, von Entwarnung kann keine Rede sein.“

Bruder Lothar Wagner begleitet Mädchen und Jungen von der medizinischen und sozialen Erstversorgung bis hin zum Schulbesuch und der Versöhnung mit der Familie. Sport und Spiel seien dabei ebenso Therapiebestandteile wie Anti-Gewalttraining, Aids-Aufklärung und aktuell auch Ebola-Prävention und -Aufklärung.

„Also, das Gesundheitssystem war ja schon vor der Ebola-Pandemie katastrophal, von daher spitzt sich die Lage zu. Mittlerweile haben wir aber genügend Behandlungszentren, wir haben Isolationsstationen im Kampf gegen Ebola. Aber es gibt nach wie vor einen hohen Bedarf an Ärzten, Krankenpflegern, an Personal und an freien Betten für Menschen, die an Malaria erkrankt sind, an der Cholera oder eben an anderen Krankheiten, die eigentlich leicht zu behandeln sind. Von daher ist unsere Sorge, dass Menschen aufgrund der mangelnden medizinischen Versorgung in den Krankenhäusern sterben.“

Abgesehen von der Angst vor einer erneuten Ausbreitung des Ebola-Virus sind die Partner des Kindermissionswerks nach der Entlassung des Vizepräsidenten aus der Regierung auch um die politische Stabilität in Sierra Leone besorgt. „Die Grabenkämpfe innerhalb der Regierung schwächen den Kampf gegen Ebola massiv. Die politische Arbeit muss sich jetzt ausschließlich dem Kampf gegen Ebola widmen! Wir sind in großer Sorge, dass es einen unkontrollierbaren Rückschlag geben könnte“, so Bruder Lothar.

(kindermissionswerk 20.03.2015 mg)








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