2015-03-19 11:03:00

Vatikan verurteilt Attentat in Tunis


Die Welt hält den Atem an: schon wieder ein Terror-Anschlag. Die Opfer des vierstündigen Massakers im Bardo-Museum von Tunis, der Hauptstadt Tunesiens, waren Touristen; unter den mehr als zwanzig von Islamisten Ermordeten sind Europäer, Japaner und auch eine Kolumbianerin mit ihrem Kind.

Der Papst verurteile entschieden „alle Akte gegen den Frieden und gegen die Heiligkeit des menschlichen Lebens“, heißt es in einem von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin unterzeichneten Beileids-Telegramm an Erzbischof Ilario Antoniazzi von Tunis vom Donnerstag. Parolin zeigte sich  erschüttert über das Attentat vom Mittwoch. „Eine schreckliche und unmenschliche Tat, wirklich unverständlich! Sie ist absolut zu verurteilen. Und wir können nur hoffen, im Namen Gottes, dass es nicht zu noch mehr Gewalt kommt.“

Kardinal Parolin ist Chefdiplomat des Vatikans und nach dem Papst die Nummer zwei des Heiligen Stuhls. Er weiß, dass die Führer der kleinen katholischen Ortskirchen in den Ländern Nordafrikas ausgesprochen besorgt sind darüber, dass Islamisten dort immer mehr an Boden gewinnen. Das gilt nicht nur für Libyen, sondern eben auch für Tunesien. Zwar sind dem Ursprungsland des Arabischen Frühlings demokratische Reformen gelungen; doch stellt es gleichzeitig das größte Kontingent ausländischer Kämpfer in den Reihen der Terrorgruppe Islamischer Staat in Syrien und dem Irak.

Beobachter erklären das gern mit dem Hinweis, dass es wirtschaftlich für breite Teile der Bevölkerung eben noch nicht aufwärts gehe. Doch Kader Aberrahim, Maghreb- und Islamismusexperte aus Paris, warnt vor solchen Erklärungsversuchen. „Man sollte noch genauer die wirklichen Gründe untersuchen, die dazu führen, dass diese jungen Leute Tunesien verlassen. Zum Vergleich: Tunesien ist sehr klein, es hat nur zehn Millionen Einwohner; Algerien und Marokko, wo es viermal mehr Einwohner gibt, stellen jeweils nur etwa tausend IS-Kämpfer, also viel weniger als das kleine Tunesien. Dabei ist auch Algerien in den neunziger Jahren ja keineswegs vom Terrorismus verschont geblieben. Das ist also eine Frage, über die man noch nachdenken muss… Übrigens verfügt Tunesien für den Schutz seines gesamten Territoriums nur über vier Hubschrauber, das ist völlig unzureichend. Die Behörden haben oft bei der EU um Hilfe in diesem Bereich gebeten und wurden nicht gehört. Man kann nur hoffen, dass sich das jetzt ändert. Die Stabilität Tunesiens ist für die Region wichtig – und natürlich auch für Europa!“

Kardinal Parolin hofft mit Blick auf Tunesien, dass das vom Papst für 2016 ausgerufene Heilige Jahr der Barmherzigkeit für eine Art Trendwende sorgt: „Wie Johannes Paul II. sagte, ist die Barmherzigkeit die Medizin Gottes für das Böse der Menschheit. Ich hoffe, dass im Heiligen Jahr diese Medizin in großen Mengen eingesetzt wird, um das Böse und die Leiden unserer Gesellschaft zu heilen.“ In einem von ihm gezeichneten Kondolenzschreiben vermittelte Parolin dem Erzbischof von Tunis sein Beileid für die Terroropfer.

Tunesien gehört zu den rund 170 Staaten, zu denen der Heilige Stuhl volle diplomatische Beziehungen unterhält. Grundlage dafür ist ein gegenseitiges Abkommen aus dem Jahr 1964. Einen Botschafter des Heiligen Stuhles für Tunis gibt es seit 1996; er hat seinen Sitz in Algerien.

(rv 19.03.2015 no)








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