Die kommende Bischofssynode zum Thema Ehe und Familie wird darüber nachdenken müssen,
„dass man bei den Menschen heute den Willen zum Endgültigen nicht mehr einfach voraussetzen
kann“. Das sagte der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch bei einem Vortrag, den die
Vatikanzeitung „L´Osservatore Romano“ kürzlich veröffentlichte. Viele Menschen stellten
sich im Moment, in dem sie eine Ehe eingingen, „bereits im Voraus auf ein mögliches
Scheitern ein“. Demgegenüber sei der christliche Glaube überzeugt, „dass derjenige
Mensch, der das einmal gesprochene Ja zu einem konkreten Menschen durchträgt, keineswegs
in Erstarrung verfällt, sondern immer tiefer lernt, sich an das Du freizugeben und
dabei selbst frei zu werden“, so Koch.
Den pastoralen Umgang mit Geschiedenen, die wieder geheiratet haben, nennt der Präsident
des Päpstlichen Einheitsrates eine „dornenvolle Frage“. Man könne nur dann „glaubwürdige
und hilfreiche Antworten“ darauf finden, „wenn man den Mut aufbringt, die dieser Frage
zugrundeliegenden Probleme beim Namen zu nennen“. Und wörtlich: „Das elementarste
Problem liegt darin, dass eine fruchtbare Entfaltung des Ehesakramentes auf den gelebten
Glauben an die Treue Gottes und in diesem Sinn an die Unauflöslichkeit der sakramentalen
Ehe angewiesen ist, dass man aber solchen Glauben nicht mehr einfach voraussetzen
kann, weil es heute immer mehr „getaufte Heiden“ gibt“. Von daher stelle sich „die
drängende Frage, welche Konsequenzen ein fehlender oder ein sehr eingeschränkter Glaube
an die Unauflöslichkeit der sakramentalen Ebene für die Gültigkeit einer kirchlichen
Trauung hat“. Schon Benedikt XVI. habe in seiner Zeit als Präfekt der Glaubenskongregation
gefragt, „ob jede unter Getauften geschlossene Ehe wirklich eine sakramentale Ehe
ist“.
„Dies ist gewiss eine sehr schwierige Frage, auf die wir noch keine befriedigende Antwort haben und der die Theologie deshalb besondere Aufmerksamkeit widmen muss“, so Kardinal Koch. Auf jeden Fall müsse heute „große Sorge auf eine gute Vorbereitung auf die Ehe gelegt werden, gleichsam auf ein Ehekatechumenat als Äquivalent zur früheren Verlobungszeit“. Es gelte etwa zu bedenken, wie viel die Kirche in einen jungen Mann investiere, der Priester werden möchte. Die Entscheidung für eine Ehe sei genauso unumkehrbar wie die Priesterweihe, argumentierte Koch. Deshalb brauche es eine bessere Vorbereitung auf das Sakrament der Ehe. Genau darin bestehe aus seiner Sicht der „pastoral richtige Weg“. Es könne nicht darum gehen, „die Anforderungen an die kirchliche Trauung immer mehr zu minimalisieren“.
Der Dogmatiker Kurt Koch ist seit 2010 Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen. Den Vortrag zur Ehepastoral hielt Kardinal Koch im italienischen Battipaglia bei der Verleihung des Internationalen Preises „Tu es Petrus“ am 7. Februar 2015.
(osservatore 11.03.2015 sk)
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