2015-03-07 10:46:00

Weltcaritas-Expertin warnt vor globale Ausbreitung der Konflikte


Der Syrienkonflikt droht auf den Libanon und auf Jordanien überzugreifen, das Aktionsgebiet der Boko Haram von Nigeria auf Kamerun, Tschad und Niger. Das sagt Suzanna Tkalec, Leiterin der humanitären Hilfe im Weltcaritas-Dachverband (Caritas Internationalis/CI) in Rom und warnt damit  vor einer globalen Ausbreitung der Konflikte um die islamistishen Terroristen. Tkalec war zu Gast beim 3. Internationalen Humanitären Kongress in Wien. Gegenüber Kathpress berichtet die gebürtige Kroatin, dass das weltweite Caritas-Netzwerk mittlerweile 50 Millionen Menschen in den großen Krisengebieten humanitär unterstützt. Das Netzwerk besteht aus 164 Länderorganisationen; es ist das zweitgrößte Hilfswerke-Netz der Welt.

 „Die Mission von Caritas ist es das Leiden zu beenden, wo auch immer es sein mag und warum auch immer es existiert. Ob es nun eine Konsequenz von Armut, eine Naturkatastrophe oder jeder andere Konflikt ist. Wir müssen dort sein und wir sind dann auch vor Ort. Wir sind eine der wenigen Organisationen, die eine unglaubliche Präsenz haben. Dank der gut verbreiteten Struktur der Kirche, der Pfarren können wir überall sein. Während andere Hilfsorganisationen früher ihren Platz räumen, bleiben wir bis die Krise überstanden ist, denn wir sind Teil der Gemeinde. Selbst wenn Ärzte ohne Grenzen – und sie sind meistens die letzten NGOS in den Krisengebieten– ihre Sachen packen, sind wir noch immer dort.“

Die kirchliche Bindung der Caritas dürfe deshalb nicht als Hindernis gesehen werden. Auch das Problem bestimmter lebensfremder Vorgaben durch die Hierarchie sei heute eine kleineres geworden. Das zeige etwa die jüngste, von Papst Franziskus einberufene Familien-Synode. „Die Synode hat den Wunsch der Kirche gezeigt, näher bei der Realität der Menschen zu sein", sagte die Expertin.

Im Blick auf den in Europa viel zu wenig beachteten Konflikt in der Zentralafrikanischen Republik (République Centrafricaine/RCA) wurde bei der Konferenz klargestellt, dass es sich hier nicht wie oft behauptet um einen Religionskrieg zwischen Christen und Muslimen handle. Die konfessionellen Grenzen innerhalb der Kämpfer seien keineswegs eindeutig, und es gebe überkonfessionelle Versöhnungsintiativen.  Auch in diesem Konflikt sei die Caritas die wichtige helfende Hand:

 „Die Kirche war schon immer schon die erste Anlaufstelle für Flüchtende. Ich meine, betrachten sie Konfliktgebiete wie in der Zentralafrikanischen Republik – wohin gehen die Menschen in solchen Situationen – sie gehen in die Kirche. Die Kirche bietet sofort Zuflucht, Schutz, Versorgung. So war es schon seit Jahrhunderten, noch lange bevor unsere Unterstützung so strukturiert war, wie wir sie heute haben.“

Tkalec hat mehr als fünfzehn Jahren Praxiserfahrung bei Notfallmaßnahmen im Nahen Osten, Afrika, Asien, Lateinamerika und Europa. Zuletzt war sie Leiterin des Notfallteams für das International Rescue Committee (IRC). In dieser Funktion war Tkalec für die Soforthilfe nach Katastrophenfällen und die Gesamtkoordination der Caritashilfe aus dem Ausland in den Krisengebieten verantwortlich.

Im Blick auf den bevorstehenden Weltfrauentag sagte die gebürtige Kroatin, Frauen seien die besten humanitären Helferinnen der Welt. Gebe es mehr Frauen an den Spitzen der internationalen Organisationen, gebe es weniger Konflikte.

 

(kap 07.03.2015 no)








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