2015-03-07 18:00:00

Papst Franziskus würdigt Liturgie: „Kein Befolgen von Regelungen“


„Macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle!“ Jesus vertreibt die Händler und Geldwechsler aus dem Tempel: Auf diese Bibelstelle bezog sich Papst Franziskus in seiner Predigt in der römischen Kirche Ognissanti am Samstagabend. Er feierte dort die Messe anlässlich des 50. Jahrestages der ersten Messe, die von einem Papst jemals (zum Teil) auf Italienisch gefeiert wurde. Papst Paul VI. hatte 1965 in der gleichen Kirche im nach dem Konzil veränderten Ritus gefeiert.

Das Haus Gottes nicht zu einer Markthalle machen, bezieht sich nicht nur auf die Zeiten Jesu, so Papst Franziskus in seiner Predigt. „Es geht um eine bestimmte Art von Religiosität. Das Handeln Jesu ist eine Art des Säuberns, eine Reinigung; ein Verhalten, mit dem er das desavouiert, was sich aus den Prophetenbüchern entnehmen lässt, nämlich dass Gott nicht ein äußerer Kult gefällt, der aus materiellen Opfern besteht und auf dem persönlichen Interesse aufbaut. Es ist der Ruf nach einem authentischen Gottesdienst, nach der Entsprechung von Liturgie und Leben; ein Ruf, der für alle Zeiten und auch für uns heute gilt.“ 

Es sei wichtig, dass Leben und Liturgie übereinstimmten, so Franziskus: „Die Liturgie ist nichts Fremdes, etwas Getrenntes, weit Enferntes, und während man sie feiert denke ich an viele Dinge, bete den Rosenkranz. Nein, nein. Es gibt eine Übereinstimmung zwischen der liturgischen Feier und dem, was ich in meinem Leben mitnehme. Auf diesem Weg müssen wir weitergehen, und es gibt hier noch einiges zu tun.“

Liturgie sei „die erste und unentbehrliche Quelle, aus der die Christen wahrhaft christlichen Geist schöpfen sollen“, zitierte der Papst den Text Sacrosanctum Concilium des Zweiten Vatikanischen Konzils, in dem es um die Liturgie geht. Es gehe um die wesentliche Verbindung, welche das Leben der Jünger Christi mit dem liturgischen Gottesdienst vereine. „Es ist nicht eine Lehre, die zu verstehen wäre, oder ein zu vollziehender Ritus – es ist es natürlich auch das –, aber auf eine andere Weise, ist wesentlich andres: sie ist die Quelle des Lebens und des Lichtes für unseren Glaubensweg,“ so der Papst.

Ein Jünger Jesu geht nicht in die Kirche, um Regeln zu befolgen oder um sich einem Gott zu nähern, den er eigentlich nicht stören dürfe, so der Papst. „Er geht in die Kirche, um dem Herrn zu begegnen und seiner Gnade, die in den Sakramenten wirkt, die Kraft zu finden, dem Evangelium gemäß zu handeln.“ Ein Christ dürfe sich nichts vormachen und glauben, im Haus Gottes mit Gebet und Frömmigkeit das zudecken zu können, was der Gerechtigkeit, Ehrlichkeit und Nächstenliebe entgegen steht: „Wir können nicht mit ‚religiösen Huldigungen’ das ersetzen, was wir dem Nächsten schulden, dem wir eine echte Bekehrung schulden!“

Es gehe um den Weg der Bekehrung und der Buße, und gerade die Fastenzeit sei eine besonders gut geeignete Zeit, dies wieder zu entdecken, so der Papst. Zum Abschluss der Predigt bezog sich Franziskus noch einmal ausdrücklich auf den Ort und den Anlass: „Genau hier hat vor fünfzig Jahren der selige Paul VI. gewissermaßen die Liturgiereform mit der Feier der Messe in der Volkssprache eingeleitet.“ Sie sei – wie es Papst Paul in seiner Predigt vor 50 Jahren gesagt hat – Quelle und große geistliche Hilfe, in dieser Form des Gottesdienstes könne man die Kraft des persönlichen und gemeinschaftlichen Gebetes erfahren. „Ihr begegnet euch hier in diesen Mauern nicht als Fremde, sondern als Geschwister, bereit, sich gegenseitig zu helfen, denn ihr seid vereint in der Liebe zu Christus, dem Fundament der Hoffnung und des Engagements jedes Gläubigen.“

(rv 07.03.2015 ord)








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