2015-03-05 10:51:00

Mali: Grundproblem des Konflikts ist nicht gelöst


 Der Konflikt in Mali ist alles andere als gelöst: Er wird uns wohl bald wieder „auf die Füße fallen“. Das sagte Heinz-Gerhard Justenhoven vom „Institut für Theologie und Frieden“ in Hamburg in einem Gespräch mit Radio Vatikan an diesem Donnerstag. „Grundproblem des Konflikts“ sei, dass die im Norden Malis lebenden Tuareg-Völker seit der Staatsgründung in den sechziger Jahren bis heute „nicht an der politischen Macht und an den wirtschaftlichen Erfolgen partizipiert haben“. Aus diesem Grund hätten sich die Tuareg mit Islamisten gegen die Regierung im Süden verbündet.

Die militärische Intervention der Franzosen „hat den status quo ante wiederhergestellt“, so der Ethiker und Friedensforscher. Die neue Regierung in Bamako scheine „nicht ernsthaft bereit, mit den Tuareg Macht zu teilen.“

„Grundfehler“ der Mali-Intervention sei gewesen, „dass wir die Agenda der französischen Regierung übernommen haben“. Paris habe kein Interesse an einer Änderung des status quo, dafür sei es zu eng mit den Eliten in Bamako verbunden. Die EU habe sich darauf eingelassen: „Faktisch fahren wir heute eine französische Agenda unter dem Deckmantel der EU.“ Die Voraussetzungen, die seit den sechziger Jahren immer wieder zu Tuareg-Aufständen geführt hätten, seien nach wie vor gegeben – unverändert. „Und dieses Problem wird wieder aufbrechen. Und die Wahrscheinlichkeit, dass es ohne Gewalt aufbricht, halte ich für sehr gering; wir haben das Problem eigentlich nur verlängert.“

Der Islamismus ist aus Justenhovens Sicht sozusagen die „ideologische Camouflage“ eines Konflikts, in dem es „vor allem um ökonomische Partizipation“ gehe. Auch im Syrien-Konflikt gehe es an der Wurzel zunächst um politische und wirtschaftliche Teilhabe; wenn die Menschen „an die Wand gedrückt“ würden, komme es leicht zu einer Radikalisierung. Auch in Syrien habe der Islamismus nur wenig mit dem Islam, umso mehr aber „mit einer Zelebrierung von Gewalt“ zu tun.

Das „Institut für Theologie und Frieden“ in Hamburg ist dem katholischen Militärbischofsamt zugeordnet.

 

(rv 05.03.2015 sk)








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