2015-03-05 10:21:00

Die Pfarrei der Zukunft liegt in den USA


 Viele Bistümer in den USA reagieren auf den steigenden Priestermangel mit Pfarrei-Zusammenlegungen und einer stärkeren Einbindung der Laien – und sie haben damit Erfolg. Das sieht jedenfalls die österreichische Initiative „Pastoralinnovation“ so. Sie hat im Februar ein Seminar in Washington und Baltimore veranstaltet, um Modellpfarreien zu besuchen und für die österreichische Pastoral daraus zu lernen. Die Theologengruppe wählte gut funktionierende Pfarreien aus – und erlebte dort ein starkes Engagement nicht nur eines kleinen Kreises, sondern einer großen Zahl von Laien.

Was machen nun (manche) US-Pfarreien besser? Die Linzer Pastoraltheologin Hildegard Wustmans hat sich gesunde und wachsende Pfarren im Großraum der Hauptstadt Washington angeschaut und nennt einen überraschenden Punkt: die Fehlerfreundlichkeit. Man müsse auch mal etwas riskieren und nicht immer Angst vor dem Scheitern haben.

Zweitens: Keine Pfarrei kann alles abdecken: Sie muss sich also klar für ein limitiertes Angebot entscheiden, das aber hundertprozentig beackern. Als Beispiel für eine solche Option nennt Wustmans „Jugendliche, junge Familien oder Migranten“. Eine Pfarrei in Baltimore, die von den Österreichern besucht wurde, hatte sich für „de-churched people“ entschieden, also Menschen, die sich von der Kirche entfremdet haben.

Außerdem wichtig: qualitätsvolle Gottesdienste, die die Menschen wirklich „ansprechen und berühren“. Besonderen Wert legten die Verantwortlichen in den besuchten Pfarreien auf die Musik, die Predigt und Kinderwortgottesdienste. Um die Qualität zu verbessern, gaben sie bei einem kirchlichen Sozialforschungsinstitut eine Pfarrei-Umfrage in Auftrag. Der ermittelte Ist-Stand hilft den Pfarreien bei ihren strategischen Planungen. Übrigens haben sich zwölf exzellente Pfarreien in allen Teilen der USA zu einem Verband zusammengeschlossen, Ziel ist der Austausch von Ideen.

Ein weiterer wichtiger Punkt aus der Sicht von Frau Wustmans: das hauptamtliche Personal der Pfarrei in seiner Aufgabe zu bestärken. Die Hauptamtlichen müssten wirklich verinnerlichen, dass Leadership im christlichen Sinn Dienen bedeute: „Diese Person verkörpert einen Inhalt. Sie redet nicht nur darüber, sondern handelt danach.“ Und: Möglichst viele Pfarreimtglieder müssten zu einem Engagement bewegt werden, auch das sei ein wichtiger Schlüssel für vitale Pfarreien. Eine Pfarrei, die Frau Wustmans untersucht hat, handelte nach dem Motto: „every member a minister“ – jedes Mitglied macht mit. Und zwar beim Kinderprogramm, im Willkommensteam, in der Liturgie oder auch im Café.

 

(kap 05.03.2015 sk)








All the contents on this site are copyrighted ©.