2015-03-03 10:50:00

Tunesien: Angst vor IS-Vormarsch


Tunesien, das als einziges der ehemaligen Arabelion-Ländern einen demokratischen Wendekurs eingenommen hat, fürchtet sich vor dem Vormarsch der IS in Nordafrika. Das sagte uns der katholische Erzbischof von Tunis. Es ist fast schon vergessen: der „Arabische Frühling“ begann im Dezember 2010 in Tunesien. Die umliegende Region aber hat sich seither nicht überall positiv entwickelt, vor allem mit dem Aufkommen des dschihadistischen „Islamischen Staates“ IS. Der katholische Erzbischof von Tunis, der italienischstämmige Ilario Antoniazzi, sagte gegenüber Radio Vatikan:.

„Die IS-Kämpfer befinden sich an unseren Grenzen zu Libyen. Vor zehn Tagen haben sie bereits versucht, in unser Land einzudringen. Vier Polizisten kamen ums Leben. Aber ehrlich gesagt sorgen wir uns nicht wegen eines eventuellen Militärschlags. Wie haben Angst, dass der IS leise und unbemerkt in Tunesien eindringt. Es gibt so viele unbewachte Grenzposten, und es könnte auch sein, dass die Dschihadisten vom Meer herkommen. Und wenn sie da sind, werden sie versuchen, die Gesellschaft in Tunesien in ihrem Sinne zu ändern.“

Erzbischof Antoniazzi war in diesen Tagen in Rom zum Ad Limina-Besuch, wo er zusammen mit weiteren nordafrikanischen Bischöfen den Papst traf. Bei den Gesprächen tauschten sich die Bischöfe über die Erfahrungen und die Lage in ihren jeweiligen Ländern aus. Franziskus habe ihnen Mut zugesprochen und das Gebet zugesichert, so der tunesische Erzbischof.

„Der interreligiöse Dialog ist die Basis. Denn wir Christen in Tunesien leben in einem mehrheitlich von Muslimen bewohnten Land, und die meisten dieser Muslime sind friedlich. Sie schätzen unsere Arbeit, unsere Schulen und was die Caritas für die Gesellschaft tut. Bei uns in Tunesien finden zum Glück auch viele offizielle Treffen zwischen Christen und Muslimen statt. Denn es ist wichtig, einander besser kennenzulernen.“

Nur so könne einem Hass auf Christen entgegengewirkt werden, so der Erzbischof von Tunis. Unwissen und Ängste seien ein Nährboden für den Fundamentalismus. Fundamentalismus, vor dem auch Tunesien nicht gefeit ist: Nach Angaben des Innenministeriums wurden bisher nicht weniger als 9.000 junge Tunesier daran gehindert, für die Dschihad-Gruppen in Syrien und im Irak in den Kampf zu ziehen.

(rv/spiegel 03.03.2015 mg)








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