2015-03-02 14:53:00

Kardinal Marx: Zwischen Einheit und Unterschiedlichkeit


Die Familiensynode im Vatikan hat schon im Vorfeld große Erwartungen und auf der anderen Seite Befürchtungen geweckt. Das habe sich dann auch während der Diskussionen in der Synode gezeigt. So beschreibt Kardinal Reinhard Marx die Stimmung während der Versammlung der Bischofssynode zum Thema Familie im vergangenen Oktober. Er äußerte sich in einem ausführlichen Interview in der französischen Zeitschrift Études. Die offene Debatte sei gewünscht gewesen, aber es sei auch klar geworden, dass sich „besonders im Bereich von Ehe und Familie (..) die Zukunftsperspektiven der Kirche“ entscheiden.

Der Papst habe durch seine Anwesenheit „garantiert“, dass trotz der unterschiedlichen Positionen Einheit sicher gestellt sei. In seiner Schlussansprache habe er das noch einmal ganz besonders unterstrichen, so Marx. „Der Papst garantiert die Einheit mit der Tradition und die Einheit der Kirche untereinander. Aber gerade deshalb ist es notwendig, offen miteinander in geistlicher Weise zu streiten über den zukünftigen Weg der Kirche in diesen existenziellen Fragen, die ja fast alle Menschen und alle Gläubigen berühren.“ Marx warnte davor, dass aus den Synodenberatungen ein „politisch-taktischer“ Prozess werde, es brauche eine „grundsätzliche Offenheit und ein wirkliches Vertrauen“.

Einen Gegensatz zwischen Norden und Süden des Planeten habe er als solchen nicht feststellen können, so Kardinal Marx weiter. Es gäbe Unterschiede, aber in allen Bereichen der Welt gebe es die Tendenz hin zu einer offenen, pluralen, freien Gesellschaft. Das solle man wertschätzen. Die kulturellen Unterschiede beträfen nicht das Wesen des Menschen, betonte Marx. „Die Themen Ehescheidung, Zivilehe, Alleinerziehende, das Zusammenleben der jungen Menschen ohne Trauung, die Homosexualität, all das sind Themen, die weltweit - natürlich in einer unterschiedlichen Priorität - an Bedeutung gewinnen, und nicht nur vom sogenannten Westen in die Diskussion gebracht wurden.“

Im Original ist das Interview in der französischen Jesuitenzeitschrift Études erschienen, die Zeitschrift Stimmen der Zeit hat online eine deutsche Übersetzung veröffentlicht.

(Stimmen der Zeit 02.03.2015 ord)








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