2015-03-02 13:09:00

Belgien: „Klima der Euthanasie“


 Die Bischöfe warnen vor einer Ausweitung der legalen Euthanasie auf demente Menschen. In einem Meinungsartikel für zwei belgische Zeitungen an diesem Montag sprechen sie von einem „Klima der Euthanasie“, das seit 2002 in ihrem Land herrsche. Wer Euthanasie jetzt auch für Menschen mit Demenz befürworte, der gehe ausgerechnet gegen die Menschen vor, „die am wenigsten ihre Stimme erheben können“. Jedes menschliche Wesen, auch wenn es durch Demenz beeinträchtigt werde, müsse in seiner Würde umfassend geachtet werden: „Menschenwürde kann nicht davon abhängen, ob jemand diese oder jene Fertigkeit besitzt oder nicht; sie ist an die simple Tatsache gebunden, dass jemand ein Mensch ist.“

Die Bischöfe stellen fest, dass Selbstbestimmung ein hoher Wert in einer heutigen Gesellschaft ist. „Aber wir fragen uns, ob manche Art und Weise, sie ins Werk zu setzen, nicht von übermäßigem Individualismus zeugt.“ Der Mensch sei „keine Insel“, sondern lebe immer „in einem sozialen, kulturellen, historischen und Beziehungs-Umfeld“. Darum betone das Christentum, dass der Mensch ein Beziehungswesen sei, und spreche von Brüdern und Schwestern. Wenn ein Mensch unter Demenz leide, müssten wir das zuallererst als Appell an unsere „ethische Verantwortung“ begreifen, „uns um ihn zu kümmern“, und das verstärke noch „die Tatsache, dass wir seine Schwestern und Brüder im Menschsein“ sind. „Ich bin der Hüter meines Bruders, ob mir das passt oder nicht.“

Seit der Einführung der Euthanasie vor 13 Jahren sei, wie befürchtet, vieles „ins Rutschen“ gekommen, schreiben Belgiens Bischöfe. „Die Grenzen des Gesetzes werden systematisch umgangen, wenn nicht sogar übertreten; die Zahl der Patientengruppen, die für Euthanasie in Betracht gezogen werden, erweitert sich unaufhörlich; ein existenzielles Leiden wie etwa Lebensmüdigkeit wird ohne Zögern in den Bereich der Anwendung des Euthanasiegesetzes gerückt, auch wenn es keine Hinweise auf zugrundeliegende psychologische oder psychiatrische Störungen gibt.“ Menschen mit Demenz das Lebensrecht abzusprechen, heiße den Verlust von kognitiven Fähigkeiten mit dem Persönlichkeitsverlust in eins zu setzen. „Dieser Tendenz widersetzen wir uns entschieden: Ein Verlust an Selbstbestimmung ist für uns kein Synonym für ein Einbüßen der Würde.“

Die Bischöfe sehen die Gefahr, dass künftig nur noch der als Mensch mit all seinen Rechten angesehen wird, „der selbst den Wert seines eigenen Lebens zu erkennen vermag“. Dabei werde „der Wert einer Gesellschaft“ eigentlich daran gemessen, „wie sie mit den schwächsten ihrer Glieder umgeht“. „Viele fragile Personen werden ein Ausweiten des Euthanasiegesetzes in diesem Bereich als Einladung deuten, doch nicht so egoistisch zu sein und eine Last für andere zu bedeuten. Besteht da nicht das Risiko, dass viele eine Ausweitung des Gesetzes als Einladung sehen werden, ‚Schluss zu machen’, als gäbe es jetzt eine ‚Pflicht zu sterben’?“

(rv 02.03.2015 sk)








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