2015-02-28 11:15:00

Schönborn: Jugendliche Terroristen sind kein neues Phänomen


„Ausbruch eines kollektiven Wahnsinns“ ist nach den Worten von Kardinal Christoph Schönborn der Terror von IS und Boko Haram. Anlässlich der sogenannten „Theo Tage“, die Jugendlichen die Vielzahl kirchlicher Berufe und deren Alltag vor Augen führen sollen, sprach er am Donnerstag im Don-Bosco-Haus in Wien mit Schülerinnen und Schülern darüber, was junge Menschen motiviert, sich dem Terrornetz IS anzuschließen, was er von Papst Franziskus hält und ob es einmal katholische Priesterinnen geben wird.

Rund 130 junge Leute seien in den vergangenen Jahren dem IS beigetreten und in den Bürgerkrieg nach Syrien oder den Irak gezogen. Hinter dem „Dschihad“ des IS steckten massive Machtinteressen, lukrativ sei das besonders für Waffenhändler. „Es sind wirklich dunkle politische Spiele, die dahinter stehen und viele, viele junge Menschen die hier verführt werden“, so Schönborn. Neu sei das Phänomen von freiwillig in den Krieg ziehenden Jugendlichen dennoch nicht. In seiner Jugend habe die Fremdenlegion dieselbe Anziehung auf junge Menschen ausgeübt. Zu äußerster Gewalt bereite Jugendliche hat Schönborn auch in seiner Studienzeit in den 1960er-Jahren in Deutschland kennen gelernt. Dem Terror könne nur mit Solidarität gegenüber den Opfern, so vielen Hilfsaktionen wie möglich und der Aufnahme von Flüchtlingen entgegnet werden. Auch wenn oft konkrete Hilfe nur schwer möglich sei, müsse den Opfern und auch den Nachbarländern der Kriegsgebiete, die die meisten Flüchtenden aufnehmen, gezeigt werden. Der immer wieder an ihn gerichteten Frage, was die Kirche gegen eine Islamisierung Europas tue, habe er nur eines entgegen zu setzten: „Die meisten Muslime haben halt mehr Kinder als die Christen.“

Große Nähe für die Armen

Als jemanden mit einer großen Nähe für die Armen sieht er den seit knapp zwei Jahren amtierenden Papst Franziskus. Bereits seit dessen Zeit als Weihbischof von Buenos Aires Ende der 1990er-Jahre kennt Schönborn Franziskus, und schon damals hat er ihn beeindruckt. Durch seinen einfachen Lebensstil und die direkte Art fordere der Papst die Kardinäle immer wieder heraus. Zwischen zwei großen Polizeiautos kurve der Papst in einem kleinen, ungepanzerten Personenwagen mit seinem Chauffeur durch Rom. Aber nicht nur den eigenen Lebensstil betreffend sei der Papst radikal, auch die Reform des Vatikans ziehe er wirklich durch, ist Schönborn überzeugt. Der Wiener Erzbischof berichtete, wie Franziskus ihn in den Aufsichtsrat der Vatikanbank bestellt habe. Gegen Schönborns Einwände, er hätte nicht die notwendigen Vorkenntnisse, habe der Papst gesagt: „Es genügt, wenn du ehrlich bist.“

Frauenpriestertum

Zur Frage des Frauenpriestertums berichtete Schönborn, er habe mit dem Papst auch darüber gesprochen. Einerseits sei es ein Faktum, dass Frauen und Mädchen immer diesen Wunsch hätten, was ernst zu nehmen sei, anderseits sei die Erfüllung von der Tradition der Kirche her aktuell „nicht möglich“. Er wisse nicht, so der Kardinal, ob es hier einmal zu einer Änderung kommen werde. In dem Gespräch mit Franziskus sei es unter anderem darum gegangen, dass große heilige Frauen die Sehnsucht nach dem  Priestersein gehabt hätten, aber gleichzeitig akzeptiert hätten, dass dies nicht möglich sei.

(kap 28.02.2015 mg)








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