2015-02-28 12:55:00

Papst: Genossenschaften sollen nicht an Geld-Gott glauben


Ein christliches Unternehmen denkt zuerst an die Solidarität, so der Papst an diesem Samstagmittag in der Audienzhalle. Er empfing rund 7.000 Mitglieder der italienischen Genossenschafts-Vereinigung. Seine ersten Erinnerungen an Genossenschaften hatte er als Kind, als sein Vater über das Thema einen Vortrag hielt. „Ihr seid der Beweis, dass Eins und Eins nicht Zwei sondern Drei macht, weil Solidarität nicht nur dem Geber und Beschenkten hilft“, so der Papst. Die Genossenschaftler sollen niemals an den „Gott Geld“ glauben und huldigen, fuhr Franziskus fort. Er zitierte seinen Vorgänger Benedikt XVI.: „Er erläuterte uns, dass unsere Welt eine Wirtschaft des Gebens bedarf, das heißt eine Wirtschaft die solidarische Unternehmen fördert.“ Bereits Leo XIII. betonte, dass katholische Genossenschaften „ein wunderbares Reichtum“ der Kirche seien. Der selige Paul VI. wiederum, so Franziskus weiter, hat sein Pontifikat dem sozialen Wohl gewidmet.

Doch man müsse nun vorwärts schauen: „Es gibt neue Perspektiven und neue Verantwortungen. Dazu bedarf es einer kreativen Phantasie, um Formen, Methoden und Instrumente zu finden, um die Wegwerf-Kultur zu bekämpfen. Unsere heutige Kultur stützt sich leider auf wirtschaftsökonomischen Mächte, die eine solche negative Kultur fördern.“ Deshalb sei es wichtig, nicht nur auf die Vergangenheit zu achten, sondern auch den Mut zu haben, neue Schritte zu gehen. Die Solidarität der Genossenschaften müsse „an die Peripherien der Gesellschaft gehen“, so der Papst, wo nämlich die Hoffnung durch verschiedene Gefahren zu ersticken droht.

Deshalb müssten die Genossenschaften „der Motor der Gesellschaft sein“, die vor allem die Schwächsten in der Gesellschaft unterstützen. Der Papst erinnerte an die hohe Jugendarbeitslosigkeit in Italien: ein Jugendlicher ohne Arbeit habe keine Hoffnung und da könne ein Christ nicht einfach wegschauen. Es könne nicht sein, dass ein Jugendlicher für hunderte Arbeitsstunden „nicht einmal tausend Euro bekommt.“

Eine weitere wichtige Aufgabe einer christlichen Genossenschaft sei es, „Arbeit und Familie in Einklang zu bringen“. Und dazu bedarf es der Förderung der Frauen, damit sie ihre Talente ausleben kann, ohne auf das Familienleben zu verzichten, also sowohl Karriere und Kinder unter einem Hut zu bringen. „Wir brauchen freie Frauen, die immer mehr zu Protagonisten von Unternehmen aber auch von Familien werden!“

Andererseits müssten auch Familienväter mehr berücksichtigt werden, denn wie oft habe er von Vätern gehört, die arbeitslos sind und keine Arbeit bekommen wegen ihrem Alter. „Da fragt man nach und hört, es handele sich um einen Ingenieur und dann fragt man nach seinem Alter. Und wenn dieser sagt, er sei 49 Jahre alt, dann schicken sie ihn nach Hause.“ Es gebe auch so viele Kleinunternehmen, die bewusst „kaputt gewirtschaftet“ werden, weil sich das wirtschaftlich betrachtet lohne. Dagegen hätten katholische Genossenschaften sogenannte „Workers buy out“ eingeführt, also Initiativen, um diese Firmen zu retten.

„Wir müssen eine Globalisierung der Solidarität einführen und an die jungen Arbeitslosen, an die Armen und Hilfsbedürftigen denken. Sicher, jeder braucht ein Lohn, aber es geht nicht nur um den Lohn. Es geht um mehr!“ Das Ziel müsse die Förderung und Verteidigung der Menschenwürde sein, so der Papst.

(rv 28.02.2015 mg)








All the contents on this site are copyrighted ©.